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Schlossars Hubert aus Au lebt den amerikanischen Traum

1960 flog Hubert Natter mit dem Lecher Olympia Gold Medaillen Gewinner im Slalom, Othmar Schneider nach USA und brachte den Amerikanern das Schifahren bei. Dieser Beitrag zeigt, wie ein junger Mann aus dem Bregenzerwald in die grosse, weite Welt aufbrach und durch harte Arbeit wohlhabend wurde.


Es werden die Anfänge des Schilaufs beleuchtet mit den damaligen Hot Spots Arlberg, Bödele und Egg durch die Erschliessung des Dornbirners Viktor Sohm. Diese Geschichte zeigt auch die Entwicklung der Schigebiete und der Schischulen in Amerika, die fast ausschliesslich durch österreichisches Know-how entstanden sind. Die österreichischen Schirennsportler und Schilehrer waren Österreichs Ambassadore in den USA und es ist ihnen zu verdanken, dass das Wort 'Gemütlichkeit' in den amerikanischen Sprachgebrauch aufgenommen wurde.


 

Dieser Beitrag ist auch in englischer Sprache erhältlich.

 

Hubert Natter aus Au mit 20 Jahren in Boyne Mountain, Michigan 1960.


 

Hubert Natter geb. am 13.2.1940 ist das jüngste von 6 Kindern von Hermann und Katharina Natter (Schlossars), wohnhaft in Au, Kreuzgasse 355. Heute kennen wir dieses Anwesen als Sägerstuben.


Das Elternhaus von Hubert Natter.


Hubert machte eine Schreiner Lehre bei Josef Herburger in Schoppernau. In der Schreierei von Hugo Willi in Egg hatte Hubert ein Gesellenjahr. Dort hatte er ein Quartier bei der Familie Dorner in Egg, Klebern (heute Schuhhaus Fetz). Dann arbeitete er für 2 Jahre in der Bautischlerei Hänsler in Au, Argenau.


Hubert's Tante Maria Natter aus Au, Argenzipfel verh. Raffel, ist nach Amerika ausgewandert und hat in der Kantine der Ford Motor Company in Detroit gearbeitet. Sie erzählte Hubert bei einem Heimaturlaub, dass die Modellschreiner bei Ford, die neue Modelle zuerst in Holz anfertigten, sehr gut verdienten. Allerdings brauchte er dafür eine Green Card und dafür brauchte man in den USA einen Bürgen. Seine Tante wollte allerdings diese Verantwortung nicht übernehmen.


 

Bereits Ende der 1950er Jahre spielte Hubert Tanzmusik zusammen mit Oskar Moosbrugger, Adalbert Bischof und Hermann Kaufmann, alle aus Au.


Als Sepp Moosbrugger aus Egg zusammen mit seinem Bruder Elmar die Rogledis gründete, waren Oskar Moosbrugger und Hubert Natter in der Urformation mit dabei. Hubert spielte die Ziehharmonika und den Bass.


Die Rogledis.

v.l.n.r.: Elmar und Sepp Moosbrugger, Hubert Natter, Oskar Moosbrugger.


Berühmtheit in Egg erlange Hubert Natter, als er an einem Karfreitag im Haus Dorner in Klebern am offenen Fenster sitzend, den vorbeiziehenden Kirchgängern ein Ständchen spielte.


Die Rogledis im Ochsensaal in Egg.

v.l.n.r.: Elmar und Sepp Moosbrugger, Hubert Natter, Johnny Moosbrugger.


 

1959 machte Hubert Natter zusammen mit Lothar Fetz aus Schwarzenberg die Schilehrerprüfung in Obergurgl, Tirol nach den strengen Kriterien von Schipapst Professor Kruckenhauser. Danach gaben die Beiden Schikurse am Bödele in der Schischule von Albert Fetz.


Der 1958 eröffnete Berghof Fetz am Bödele.


 

Im Herbst 1960 erhielt Hubert vom Schuhmacher Werner Albrecht (Buonar), Au einen Anruf.

Er erzählte ihm, dass der Lecher Othmar Schneider eine Schischule in USA übernommen habe, und dass er einen Schilehrer suchte, der auch musizieren konnte.


Werner machte im Jahr 1954 zusammen mit dem Egger Schuhmacher Konrad Dorner (Dorner Electronic) die Gesellenprüfung in Rankweil. Nach der Prüfung erschien der Lecher Schischuhmacher Martin Strolz, zusammen mit Othmar Schneider. Strolz war auf der Suche nach guten Schuhmachern.



Damals arbeiteten an die 20 Schuhmacher bei Strolz. Die Leder Schischuhe gingen fast ausschliesslich in den Export nach USA. Verkaufsleiter in Amerika war der Bruder von Schihersteller Franz Kneissl. Werner sagte zu und war danach bis zu seiner Pensionierung in Lech beschäftigt.


Martin Strolz war im österreichischen Nationalteam und wurde 1954 im schwedischen Åre Vizeweltmeister in der Abfahrt.


Werner Albrecht und Hubert Natter trafen sich beim Bauernball in der Krone in Schoppernau. Dort erfuhr Hubert im Detail, warum Othmar Schneider mit ihm reden wollte. Hubert traf Othmar Schneider in Lech, der ihm eine Stelle als musizierender Schilehrer in Michigan, USA anbot. Hubert sagte sofort zu. Am 22. Dezember 1960 sollte das Amerika Abenteuer beginnen.

 

Das Ski Resort Boyne Mountain in Michigan, USA.


Boyne City liegt im Mittleren Westen der USA, ganz im Norden, nahe der kanadischen Grenze und hat heute ca. 3800 Einwohner.


Das Boyne Resort wurde 1947 von Everett Kircher, Jim Christianson und John Norton gegründet. Sie erwarben einen steilen Hügel in Nord-Michigan für 1 Dollar vom ehemaligen Senator Pierson. Dann kauften die Gründer einen Einer - Sessellift in Sun Valley in Idaho für 5.000 USD und installierten ihn in ihrem Resort in Nord-Michigan als ersten Lift. Dieser Sessellift war in Sun Valley der erste, der je gebaut wurde, und ist heute noch in Betrieb in Boyne, er wurde mehrmals modernisiert.


Nach der einzelnen Hemlock Tanne (Bildmitte vorne im Gestrüpp) wurde der Hügel Hemlock getauft.


 

Everett Kircher, geb. 1916 in Detroit, Michigan.

In den 1930er Jahren zeigte sich seine Leidenschaft für den Skisport in der Errichtung einer der ersten seilbetriebenen Schilifte nördlich von Detroit, den er mit den Scheinwerfern seines Lastwagens beleuchtete.



Schließlich wurde er 1947 der jüngste zugelassene Studebaker-Händler des Landes und war in der Lage, am Nachkriegsboom der Automobilindustrie teilzuhaben.



Bereits Anfang der 1950er Jahre experimentierte Kircher mit Schneekanonen. Er gilt als einer der Väter der Schneekanone.


Die Anfänge im Boyne Mountain Resort.





1953 stellte Kircher den Norweger Stein Eriksen als Schischulleiter ein. Eriksen wurde Olympiasieger im Riesentorlauf 1952 in Oslo. Er praktizierte den norwegischen Stil mit sehr viel Gegenschulter und Eleganz. Stein war ein sehr gutaussehender Mann mit Charisma und er wurde zum ersten Superstar im amerikanischen Skizirkus.



Ab den 1950ern wurde in den USA eine Pro Tour veranstaltetet. Bei diesen Rennen nahmen viele der internationalen Skistars teil, da man hier Geld verdienen konnte. Die österreichischen Rennläufer kamen dadurch zum ersten Mal nach Amerika.



 

Stein Eriksen verliess Boyne Mountain nach der Saison 1959/1960 und wurde Schischulleiter in Deer Valley, Utah.


 

Othmar Schneider geb.1928 in Lech war ein österreichischer Skirennläufer. Schneider besuchte die Handelsakademie Bregenz und begann 1949 ein Pharmaziestudium an der Universität Innsbruck. Er feierte in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre zahlreiche Siege bei internationalen Skirennen und gewann bei den Olympischen Winterspielen 1952 die Goldmedaille im Slalom sowie die Silbermedaille in der Abfahrt. Von den österreichischen Sportjournalisten wurde er 1952 als Österreichs Sportler des Jahres ausgezeichnet.



 

Othmar Schneider ging 1952 als Favorit der Abfahrt in Oslo bei den Olympischen Spielen an den Start. Dort gelang ihm 'nur' die Silber Medaille. Im Slalom als Aussenseiter machte er dann die Gold Medaille, vor Stein Eriksen aus Norwegen.



 

Auch Trude Jochum - Beiser, geb. 1927 in Lech muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden.

Sie gewann bei der Olympiade in Oslo die Goldmedaille in der Abfahrt. Trude Jochum - Beiser war 1952 Österreichs Sportlerin des Jahres.



Bereits 1948 bei der Olympiade in St. Moritz, Schweiz gewann Trude Beiser die Silbermedaille in der Abfahrt und die Goldmedaille in der Kombination. Später sagte Trude: „St. Moritz 1948 war für mich ein Kulturschock. Zu Hause kämpften wie nach dem Krieg um das Notwendigste, hier gab es – nur ein paar Kilometer entfernt – Kaffee mit Schlagrahm und Malakofftorte. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, privilegiert zu sein.“



1948 heiratete sie Alois Jochum und brachte 1949 Sohn Alfred zur Welt.

Bei der Weltmeisterschaft in Aspen, Colorado gewann sie 1950 die Silbermedaille im Riesentorlauf und die Goldmedaille in der Abfahrt.



Danach zog sich Trude ins Privatleben zurück. Im Winter 1951/1952 konnte sie überredet werden, noch einmal bei den Olympischen Spielen in Oslo anzutreten. Trude kam mit der Goldmedaille in der Abfahrt zurück.


Die Familie Jochum baute später das Hotel Olympia in Lech am Arlberg.


 

Vorarlberger Nachrichten 6.3.1952


Die Olympiasieger aus Lech.


 

Im Frühjahr 1952 nahm Othmar Schneider mit anderen Österreichern an einem Pro Rennen in Stowe im Bundesstaat Vermont, USA teil.



Othmar Schneider erzählt von der Olympiade in Oslo und von seiner Reise nach Stowe. (in englischer Sprache).


Othmar Schneider wurde für den Rest der Wintersaison vom Stowe Resort Betreiber angestellt, seine Schilehrer zu trainieren.

 

1953 brach Othmar sein Studium ab und nahm vermehrt an den Pro Rennen in Amerika teil.


1960 bei den Olympischen Spielen in Squaw Valley in Kalifornien war er Leiter der österreichischen Olympia Ski Mannschaft. Danach wurden wieder Pro Rennen in Amerika gefahren. Bei einem Rennen in Aspen, Colorado trafen sich Everett Kircher und Othmar Schneider. Kircher bot Schneider die Leitung seiner Schischule in Boyne Mountain an. Othmar sagte zu.


1960 übernahm Othmar Schneider auch die Schischule in Portillo, Chile. Ab sofort hatte Othmar Schneider Arbeit im Sommer in Chile und im Winter in den USA.



 

Othmar Schneider erzählt von den Anfängen in Portillo, Chile und Boyne Mountain, USA. (in englischer Sprache).


 

Zumindest für die Schischule in Michigan stellte Othmar hauptsächlich Schilehrer aus Salzburg und Tirol ein. Dort brauchte er 35 bis 45 Schilehrer. Die Schilehrer bekamen ein Visum für 5 Monate von Ende Dezember bis Ende Mai.

 

Othmar Schneider fuhr am 22. Dezember 1960 mit seinen Schilehrern über Tirol nach München zum Flughafen. Hubert Natter war der einzige Vorarlberger. Der Landesgendarm (weisse Mäuse) Willi Winkler aus Bezau brachte ihn mit seinem Sportwagen nach München. Auf dem Gepäckträger war der Schisack mit drei Paar Kästle Schi. Im Gepäck war auch die Ziehharmonika von Hubert.


Othmar's Schilehrer durften 10 Paar Kästle Schi mit nach Amerika nehmen. Die meisten Schilehrer taten das auch und verkauften die Schi später in USA. Auch Kästle wollte auf dem grossen USA Markt präsent sein. In den folgenden Jahren war man dann nicht mehr so großgroßzügig.


Ab Bregenz fing es an zu regnen und die Strasse war glatt. Die Beiden kamen mit Verspätung in München an, als der Flieger nach Frankfurt gerade abhieb. Nun durchzechte man die Nacht in den Bars in München. Hubert wollte eigentlich am folgenden Morgen wieder nach Hause, aber er befürchtete, man würde in zuhause auslachen. Also fuhr man zum Flughafen und Othmar bekam den selben Lufthansa Flug wie am Vortag. Für Hubert war es das erste Mal in einem Flieger. In der Tasche hatte er gerade noch 8 Dollar.



In Frankfurt stiegen jede Menge schwarze GIs ein, die in Deutschland stationiert waren und auf Weihnachtsurlaub nach Hause flogen. Nun ging die Reise nach New York. Hubert sprach kein Wort Englisch. In New York folgte er den Menschenmassen und irgendwie gelangte er zum North Western Airline Terminal für den Weiterflug nach Detroit.


Othmar Schneider liess einen Schilehrer am Flughafen, da an diesem Tag noch weitere Schilehrer aus der Heimat erwartet wurden. Hubert's Name wurde aufgerufen und nun war die Truppe wieder komplett. Mit dem Bus ging es nun in den Norden nach Boyne Mountain.


Der Weg führte über die Autobahn Interstate 75 bis nach Gaylord. Dort sagte der Fahrer, dass man in einer halben Stunden in den Bergen sei. Hubert sah aber keine Berge.


In Boyne Mountain angekommen stellte Hubert fest, dass der Berg eigentlich ein Hügel war.


Der Sessellift am Hemlock wurde mittlerweile zu einer Zweier Sesselbahn aufgerüstet.


 

Der Salzburger Franz Trauner und Hubert Natter.


Da es in der Schischule zwei mit dem Namen Hubert und einen Herbert gab, schlug Othmar Schneider vor, einem einen Übernamen zu geben. Fortan hieß Hubert Natter Sepp. Er sagt heute, ausser seinem Banker wisse niemand in USA, dass er eigentlich Hubert heisse.


 

Die patentierte Schneekanone Duckbill von Everett Kircher.


Der Kunstschnee wurde mit dem Naturschnee vermischt und bildete eine kompakte, dichte Schneeauflage.


 

Die Lodge mit 24 Zimmer und einem beheizten Aussenpool wurde 1953 erbaut.



Der beheizte Aussenpool.



 

Weitere Zimmer kamen mit der Boyne Hof Lodge 1959 dazu.




 

Die Schischule mit dem Sport Shop und der Unterbringung für die Schilehrer.


Der Tagesablauf von Hubert Natter. Othmar Schneider soll ein sehr professioneller Leiter gewesen sein, aber auch ein absoluter Perfektionist. Er hat die Doktrin von Professor Kruckenhauser sehr wohl verstanden, dass er ein Ambassador für den österreichischen Schisport in Amerika war.


Um 7:00 Uhr war Tagwache. Zum Aufwärmtraining trippelte man den Hang hinauf und trainierte die Schwünge, bis sie perfekt synchron waren. Die Gäste frühstückten und konnten dabei den Schilehrern zusehen, wie sie ihre Schwünge zogen.


Reguläre Kurse waren von 10:00 bis 12:00 Uhr und von 14:00 bis 16:00 Uhr. Privatstunden wurden von 9:00 bis 10:00 Uhr, von 12:00 bis 14:00 Uhr und von 16:00 bis 17:00 Uhr angeboten.


Danach gingen die Schilehrer mit ihren Schülern in die Bar. Hubert holte dann seine Handorgel und musizierte mit seinen Schilehrer Kollegen.


 

Everett Kircher liess bereits in den 1950er Jahren einen Flughafen in Boyne City erbauen.

Ab sofort war die Erreichbarkeit aus den amerikanischen Großstädten gegeben.


Nach der ersten Saison flog Hubert im Mai 1961 wieder in die Heimat. Er verdiente im Schikurs in 5 Monaten 800 Dollar. Kost und Logis waren inbegriffen und für die Getränke bezahlten die Schilehrer nur 20 Prozent. Der Dollar war damals 23 Schillinge. Zusätzlich durfte man von den Privatstunden 50 Prozent behalten. Die Schischule bezahlte auch den Hin- und Rückflug. Hubert kam mit 1600 Dollar nach Hause. Da im Haus der Eltern in Au noch kein fliessendes Wasser war, baute Hubert mit dem Geld seinen Eltern ein Badezimmer.


 

Im Sommer arbeitete Hubert bei der Baufirma Rüscher in Au und spielte auch wieder mit den Rogledis Tanzmusik.

 

Im Dezember 1961 war Hubert wieder Sepp in Amerika.


Die Schneekanonen liefen und man war bereit für eine weitere Wintersaison in Michigan.




 

Vor der Lodge befand sich ein Eislaufplatz, auf dem am Donnerstag Abend Eishockey gespielt wurde. Die Schilehrer waren für die Eispflege verantwortlich. Das Resort hatte eine sehr gute Eishockey Mannschaft, bei der auch einige Schilehrer wie Hubert dabei waren.


Einmal spielten sie gegen ein Team, bei dem Detroit Red Wing Superstar 'Gordie' Howe dabei war. Gegen dieses Team waren sie allerdings chancenlos.

 

Der Schweizer Walter Bläsi und Hubert Natter.


Mit Walter Bläst teilte Hubert alle 4 Wintersaisonen das kleine Zimmer mit dem Stockbett.


Walter Bläsi war später beim James Bond Film ' Im Dienste ihrer Majestät' das Double, dass bei den Dreharbeiten in Mürren, Schweiz das Schilthorn herunter fuhr.


 

Wieder ging eine Saison zu Ende und wieder kam Hubert mit 1600 Dollar nach Hause. Dieses Mal baute Hubert seiner Mutter eine Gartenmauer. Katharina soll den schönsten Garten in Au gehabt haben.


Diesen Sommer arbeitete Hubert bei seinem Vater auf dem Sägewerk in Au.


 

Im Dezember 1962 ging es wieder in die Schischule von Othmar Schneider nach Amerika.


Hubert Natter.





 

In diesem Winter war es ungewöhnlich warm in Boyne und die Saison musste bereits im März beendet werden. Hubert beschloss mit einem Schweizer und einem ostdeutschen Kollegen nach Kalifornien zu fahren. Man kaufte kurzerhand ein Auto und fuhr los. Ziel war Fairfax County in der San Francisco Bay Area. Dort arbeitete der Bruder von einem der beiden Kollegen. Auch sie konnten dort noch einen Monat arbeiten und etwas Geld dazu verdienen.


Danach ging es wieder nach Hause. Dieses Mal kaufte Hubert mit seinen Ersparnissen einen VW Käfer.

 

Im Dezember 1963 war Hubert wieder bereit für den Flug über den grossen Teich.


Hubert Natter.




Hubert Natter.


Hubert Natter mit seiner Kollegin Glanzl aus Lienz, Tirol, die später Bürgermeisterin von Lienz wurde.


 

Die Schischule veranstaltete regelmäßig Schirennen. Es galt den Olympiasieger Othmar Schneider zu schlagen. Ab und zu gelang dies auch. Othmar sei stets ein guter Verlierer gewesen.


Der Salzburger Schilehrer Robert Kirchschläger.


 

Das Abendesse war für die Schilehrer ein Problem. Es musste um 16:00 Uhr eingenommen werden. Oft hatte man noch Privatstunden und man musste mit den Gästen an die Bar. Danach war das Essen meist kalt.


Gäste aus dem benachbarten Gaylord bemerkten dies und sprachen darüber mit Hubert. Leo und Minnie Schlang betrieben in Gaylord das Bavarian Inn. Kurzerhand luden sie die gesamte Schischule zum Essen ein. Einzige Bedingung war, dass die Schilehrer die Instrumente mitbrachten und aufspielten.


Gaylord, Michigan 1960.


Schlang's Bavarian Inn.


Dort bot man den Musikanten an, einmal pro Woche am Samstagabend im Bavarian Inn zu spielen. Die Schilehrer wurden nun vom Sohn abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht. Den Amerikanern gefiel die alpenländische Musik und man erlebte frohe Stunden.


 

In Boyne Mountain stand 1963 die weltweit erste Dreier Sesselbahn und 1964 die weltweit erste Vierer Sesselbahn.


Der Salzburger Schilehrer Herbert Thayer aus St. Johann im Pongau.


Herbert Thayer war im Sommer in Portillo, Chile angestellt. Ab 1965 war er Schischulleiter in Jackson Hole, Wyoming. Thayer gründete 1967 die Schischule am Kitzsteinhorn. Er war von 1967 bis 1971 österreichischer Herrentrainer (Karl Schranz bis Hansi Hinterseer). Am Kitzsteinhorn baute er mit seinem Bruder die grössten Schicamps auf. Unzählige Weltklassefahrer trainierten auf seiner Anlage am Kitzsteinhorn.

 

Diesen Winter waren die Gäste Mary und Jack Bentley regelmäßig an den Wochenenden in Boyne Mountain. Beide waren Arzt. Hubert war ihr Privatlehrer. Sie fragten Hubert, ob er nicht ganz in Amerika bleiben wolle. Hubert hätte das gerne gewollt, aber da war das Problem mit der Aufenthaltsbewilligung und der Green Card.

Die Bentleys boten Hubert an, ihm zu helfen. Sie waren befreundet mit dem damaligen Senator McNichols. Hubert besuchte ihn in seinem Büro. Der Senator füllte die Antragspapiere für die Green Card aus und bestimmte seine Tochter als Bürgen für Hubert.


Nach vier Monaten erhielt Hubert die begehrte Green Card. Nun konnte er in Amerika bleiben, solange er wollte.

 

Othmar Schneider erzählt von seinen musizierenden Schilehrern, bei denen auch Hubert Natter mit seiner Ziehharmonika zu sehen ist, sowie von den südamerikanischen Schischülern, die immer zu spät zum Unterricht kamen. (in englischer Sprache).



Bei der 'Sommer Ski Weltmeisterschaft' in Portillo, Chile 1966 war Othmar Schneider Pistenchef und Kurssetzer.


1967 baute Othmar Schneider das Hotel Kristiania in Lech. Othmar Schneider heiratete 1968 Irmgard Huber (Huber Trikot) aus Götzis.



1976 war die letzte Wintersaison für Othmar Schneider in Boyne Mountain. In Portillo hatte er bereits 1970 aufgehört. Er übergab die Schischule an seinen Schilehrer Walter Amann aus Schnifis.


Walter Amann stammte aus dem Gasthaus Adler in Schnifis.


Er war später auch im Bregenzerwald bestens bekannt als langjähriger Vertreter der Firma Summer Weine in Klaus.

 

Nach dem Skirennlauf gelang Othmar Schneider eine zweite Karriere im Sportschießen. Er wurde 34-facher Österreichischer Staatsmeister (jeweils 17 Einzel- und Teamtitel) und nahm an zwei Weltmeisterschaften sowie drei Europameisterschaften teil. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Skiprofi war ihm eine Olympiateilnahme als Sportschütze aber nicht möglich.


Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Thun gewann Schneider die Bronzemedaille im Team mit der Freien Pistole, ein Jahr später holte er bei der Europameisterschaft in Bukarest ebenfalls Bronze im Team, diesmal mit der Zentralfeuerpistole. Danach wurde Schneider Trainer der österreichischen Sportschützen. Er führte sie zu den Olympischen Sommerspielen 1976, bei denen Rudolf Dollinger die Bronzemedaille mit der Freien Pistole gewann.


Othmar Schneider verstarb 2012.

 

Hubert Natter verabschiedete sich nach der Wintersaison im Frühjahr 1964 von der Schischule in Boyne Mountain und zog nach Gaylord. Dort bekam er eine Anstellung in Schlang's Bavarian Inn. Er war Mädchen für Alles - Vom Hausmeister bis zum Bar Keeper.



Hubert sagt heute, dass die Schlangs für ihn die zweiten Eltern waren. Leo Schlang stammte aus Bayern und seine Frau Minnie aus Essen im Ruhrgebiet.


Sohn Robert Schlang bekam von Hubert einen Schnellkurs auf der Bassgeige. Hier auf dem Bild im Bavarian Inn mit Robert's Frau Nellie und Leo Schlang an der Teufelsgeige.


Hubert sagt heute, dass ihm das Musizieren bei den Amerikanern viele Türen geöffnet habe.


 

Schlang's Bavarian Inn.




Minnie und Leo Schlang.


Hubert blieb zwei Jahre im Bavarian Inn. Hier lernte er auch seine spätere Frau Margot Rau kennen. Sie stammt aus Heidelberg, Deutschland und 1966 wurde geheiratet. Die Natters haben in einem kleinen Haus neben dem Bavarian Inn gewohnt.


Otsego County Herald Tribune 19.5.1966


Margot hat im Hidden Valley Country Club gearbeitet , wo viele der reichen Detroiter, wie die Ford Familie, Mitglied waren.



Leo Schlang bot den Beiden eine 50 prozentige Partnerschaft am Restaurant an. Margot und Hubert wollten aber eigentlich nicht im Gastgewerbe arbeiten.

 

Hubert bewarb sich nun als Modellschreiner bei der Ford Motor Company in Detroit und bekam dort eine Anstellung.

 

Aber Hubert gefiel es nicht in der Großstadt, die damals von Rassenunruhen gezeichnet war. Nach zwei Monaten ging er zurück in den Norden nach Gaylord. Er machte sich selbständig und begann als Schreiner und Zimmermann zu arbeiten. Seine Firma nannte sich: Sepp's Four Seasons Builders.


Nebenher besuchte er für ein Jahr die Baumeisterschule in der Hauptstadt Lansing, Michigan.


Nach dem Abschluss durfte er nun Häuser bauen. Das junge Paar erhielt von Margot's Tante einen Baugrund in Gaylord als Hochzeitsgeschenk. Darauf erbauten Hubert und Margot mit Freunden in Gaylord 1966 ihr Eigenheim. Materialkosten: 24.000 USD, Baugebühren 850 USD.


 

Hubert gründete seine Firma, stellte Arbeiter ein und 1969 baute er das erste Haus für einen Kunden.



 

Im Norden von Michigan gab es damals sehr viel Land, dass nur darauf wartete, bebaut zu werden. Die Bauplatzpreise waren moderat und die Städter zog es aufs Land. 1970 baute Hubert ein Musterhaus, damit seine Kundschaften eine räumliche Vorstellung von einem Haus hatten. Dies war damals neu in der Gegend und Hubert war sehr erfolgreich damit.


Modellhaus.


1970 hatte Hubert Kontakt mit einem Herrn, der in Gaylord ein Golfresort mit Häusern entwickeln wollte, die im Eigentum verkauft wurden. Das Problem war, dass der Resortbetreiber keine Alkohollizenz für sein Clubhouse bekam. Die Lizenzen wurden vom Bundesstaat strikt nach Einwohner und nach Areal vergeben, ähnlich wie in Österreich die Apotheken Lizenzen. Hubert wusste, dass Leo Schlang eine zweite Lizenz besass, die er nicht brauchte. Er vermittelte nun diesen Kontakt und Leo Schlang verkaufte für teures Geld die Lizenz an den Betreiber. Somit hatte Hubert einen Fuß in der Türe des neuen Resort.


 

Die Firma von Hubert Natter baute ab 1970 auf dem Michaywé Resort an die 300 Häuser. Er beschäftigte an die 20 Arbeiter und erstellte den Rohbau in Holz und die Inneneinrichtungen. Andere Arbeiten vergab er an andere Firmen. Er verkaufte immer komplette, schlüsselfertige Häuser. Heute stehen auf diesem Resort an die 1000 Häuser.


Häuser und Eigentumswohnungen von der Firma Sepp's Four Seasons Builders erbaut.


Ein wunderschönes Video, dass die Gegend von Nord Michigan zeigt.


 

Anfang 1970er Jahren beschlossen die Stadtväter von Gaylord ihrer Stadt ein bauliches alpenländisches Image zu verpassen. Viele der neuen Häuserfassaden wurden von Hubert Natter entworfen und angefertigt. Damals entstand auch das jährliche Alpenfest. Mittlerweile ist daraus ein einwöchiges Volksfest mit unzähligen Veranstaltungen geworden.



Auch diese Fassade hat Hubert erbaut.


Einige Beispiele, die zeigen wie Hubert Natter der Stadt Gaylord ein alpines Image verpasste.


Übrigens ist Pontresina in der Schweiz Partnerstadt von Gaylord.

 

Kindersegen war dem Ehepaar Natter nicht beschert und somit wurde Josef Michael 1973 und Tanya 1976 adoptiert. Hubert kam nur selten in seine Heimat in den Bregenerzwald. Seine Frau besuchte in den Schulferien mit den Kindern ihre Familie in Heidelberg. Hubert sagt heute, dass es ihm sehr leid tue, dass er nicht mehr Zeit für seine Familie hatte. Er habe immer nur gearbeitet.


1982 verstarb Hubert's Frau Margot an Krebs. Margot's Tante zog nun bei Hubert ein und versorgte die Kinder.

 

10 Jahre später traf er Diana. Sie war geschieden, hatte drei Kinder und eine Kette mit Chemischen Reinigungen. 1993 wurde in der Pfarrkirche in Au geheiratet.


Hubert's ehemaliges Elternhaus in der Kreuzasse 355 in Au im Bregenzerwald


Die Hochzeit fand am 1. Mai 1993 in Au statt.





 

Das Imperium von Everett Kircher.




Zum Portfolio von Boyne Resorts gehören derzeit die beiden führenden Berg- und Golfresorts in Michigan, The Highlands und Boyne Mountain, sowie das Inn at Bay Harbor in Michigan, das Big Sky Resort in Montana, das 1970 von dem verstorbenen Chet Huntley gegründet wurde, das Brighton Ski Resort im Big Cottonwood Canyon in der Nähe von Salt Lake City, Utah, The Summit at Snoqualmie in Washington; Loon Mountain in New Hampshire; Sugarloaf, Sunday River und Pleasant Mountain in Maine; Cypress Mountain in der Nähe von Vancouver, British Columbia - offizieller Austragungsort für Freestyle-Skiing und Snowboard bei den Olympischen Winterspielen 2010; Gatlinburg Sky Lift in der Nähe des Great Smokey Mountains National Park in Gatlinburg, Tennessee.


Das Boyne Mountain Resort heute.


Das Schigebiet heute.


Zu den weiteren Innovationen gehört die Einführung der Beschneiung. Unter der Leitung von Everett Kircher erfand Boyne Resorts den Boyne Snowmaker, den ersten effizienten Schneeerzeuger, der allgemein als Standard für die Beschneiung bei niedrigen Temperaturen anerkannt ist. Sie kombinierte geringe Mengen an Luft und Elektrizität mit großen Mengen an Wasser, was zu einer hocheffizienten Beschneiungsanlage mit Energieeinsparungen und minimalem Lärm führte. Ebenfalls unter der Leitung von Everett Kircher leistete Boyne Resorts Pionierarbeit bei der Entwicklung von Beschneiungsanlagen und vielen Techniken, die auch heute noch verwendet werden.



Der Wunsch, seine Teammitglieder zwischen den Skisaisonen zu beschäftigen, brachte Kircher auf die Idee, Golf anzubieten und Sommergäste nach Boyne Mountain zu locken - eine Idee, die ihm von einem Freund vermittelt wurde. Mit dem uralten Ford-Farmtraktor seines Vaters baute er in der Nähe der Main Lodge des Skigebiets eine sportliche Neun-Loch-Anlage mit Par 3. Jahrzehntelang war der Hemlock-Platz ein Favorit unter den Gästen von Boyne Mountain.


Nach dem Kauf der Harbor Highlands Ski Area im nahe gelegenen Harbor Springs und dem Ausbau der dortigen Skianlagen widmete sich Kircher dem Golfsport. Der renommierte Architekt Robert Trent Jones Sr. wurde mit dem Entwurf des 1966 eröffneten 18-Loch-Platzes Heather beauftragt. Im Jahr 1967 wurde der Heather-Platz von Golf Digest unter die "Top 100 Courses in the U.S." gereiht. Dies war die Initialzündung für den Golfboom im Nordwesten Michigans, der heute als Amerikas Sommer-Golfhauptstadt bezeichnet wird.



Fünf weitere Weltklasse-Golfplätze wurden in The Highlands und Boyne Mountain gebaut, zusammen mit Golfshops, Driving Ranges und Übungsgrüns. Dazu gehören Arthur Hills, Donald Ross Memorial und The Moor in The Highlands sowie The Alpine und The Monument in Boyne Mountain.


Drei einzigartige Neun-Loch-Golfplätze, die von dem erfahrenen Architekten Arthur Hills in Zusammenarbeit mit Kirchers Sohn Stephen Kircher entworfen wurden, sind ebenfalls Teil der Landschaft Nord-Michigans an den Ufern des Michigansees in der Nähe von Petoskey. Der Bay Harbor Golf Club verfügt über die längste Süßwasserküste des Landes und wird in zahlreichen nationalen Golf-Rankings immer wieder als Spitzenplatz geführt.

Everett Kircher verstarb 2002.

 

2005 baute Hubert sein letztes Haus. Es war Zeit in Pension zu gehen. Diese Haus baute er für sich uns seine Frau Diana.


Das Haus liegt in Gaylord, Michigan, direkt am Otsego See.


Die Aussicht von Diana und Hubert. Stolz weht die amerikanische Flagge. Hubert redet noch heute seinen breiten Auer Dialekt. E hat sich sich seinen amerikanischen Traum verwirklicht.


 

Wie viele wohlhabende Amerikaner kauften sich auch Diana und Hubert ein Haus im warmen Florida, im Golf von Mexiko. Nun verbringen Diana und Hubert die Wintermonate in Osprey, Florida und die Sommermonate in Gaylord, Michigan.


Das Natter Haus in Florida, USA.



 

Kurze Zeit später liebäugelten sie auch mit der Idee, im Bregenzerwald ein Haus zu kaufen, am liebsten in Hubert's Heimatort Au. Da sich auf der bevorzugten Sonnenseite nichts Passendes anbot, konnten sie schlussendlich 2010 ein Haus in Egg auf dem Kaltenbrunnen erwerben. Dieses wurde danach renoviert und die Natters verbringen nun ihren 'Heimaturlaub' von September bis Allerheiligen auf dem Kaltenbrunnen.


Das Haus Schatzi in meiner Heimatgemeinde Egg im Bregenzerwald.



Der Ausblick vom Wohnzimmer.


Blick auf Egg.


Schatzi.


 

2019 verstarb Hubert's Sohn Josef (Seppi). Tochter Tanya ist in Texas verheiratet und hat eine Tochter.

 

Diana und Hubert Natter in der Schweiz vor dem Matterhorn.


 

Hubert baut bis heute Häuser, allerdings in einem kleineren Format.


Danke Hubert für Deine Freundschaft.

 

Das Beste kommt wie immer zum Schluss.


Wie Hannes Schneider die Arlberg Schitechnik in die Welt hinaus trug.


Die Geburt Hannes Schneiders 1890 fiel in eine Zeit großer Umbrüche. Der kleine Ort Stuben – einst als Wärmestube für Reisende über den Arlbergpass gegründet – stand nach der Eröffnung der Arlbergbahn im Abseits; es drohte sogar die Entsiedelung. Die Familie Schneider stammte ursprünglich aus Marul, Josef Schneider hatte während des Baus der Arlbergbahn in einem Steinbruch gearbeitet und war nunmehr als Wegmacher beschäftigt. Im April 1889 verehelichte er sich in Stuben mit Filomena Matdies aus St. Jakob am Arlberg. Der erstgeborene Sohn wurde auf den Namen Johann Baptist getauft; erst in den 1920er Jahren sollte er (wohl aus Gründen der besseren Werbewirksamkeit) Hannes genannt werden. Er wuchs mit vier Geschwistern – den Brüdern Josef Anton, Alois und Friedrich und Schwester Juliana – in Stuben auf.

Die Familie Schneider um 1905.


An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert fanden die ersten Skiläufer den Weg an den Arlberg. 1900 sah der junge Johann Schneider nach eigenen Worten die ersten Skifahrer in Stuben: Viktor Sohm, Max Madlener und Karl Gruber. Die Begegnung mit Viktor Sohm sollte später weitreichende Folgen haben.

 

Seinen Mentor fand der junge Johann Schneider in Viktor Sohm, der dem Skilauf am Arlberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts die entscheidenden Impulse gab. Schon 1887 hatte Sohm auf dem Gebhardsberg mit ein paar Skiern experimentiert, die sein Bruder importiert hatte. Nach einem Aufenthalt in den USA setzte er Ende des 19. Jahrhunderts seine Skiversuche fort und konnte bald Gleichgesinnte um sich scharen. Sehr bald unternahmen Sohm und seine Mitstreiter auch Touren ins Arlberggebiet.


 

Schipionier Viktor Sohm.


Viktor Sohm wurde als Sohn von Johann Michael Sohm (Buchhalter) und Elisabeth Sohm (geborene Stieffel) 1869 in Dornbirn-Oberdorf geboren. Als er zwei Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Heidelberg, dem Geburtsort der Mutter. Bereits 1873 nahm die Familie den Wohnsitz dann wieder in Vorarlberg, in Bregenz. Der Vater eröffnete in der Bahnhofstraße ein Bank- und Wechselgeschäft.


Er besuchte die Volksschule in Bregenz, die Handelsschule in der Mehrerau und die Industrieschule in Freiburg (Schweiz), machte eine Lehre in der Bank seines Vaters in Bregenz. Von 1887 bis 1890 und 1893 war Viktor Sohm in den USA bei einem Onkel in einer Bierbrauerei beschäftigt und erlernte das Bierbrauen. Er war als Bierbrauer bis um etwa 1900 in Augsburg, Genf, München, Winterthur un Zürich tätig.


Danach gründete er in Bregenz in der Bahnhofstraße 10 einen Sportartikelhandel. 1926 übersiedelte Sohm beruflich in die Schweiz.


1899 dann verstärkte er sein Interesse am Skisport und konnte auch eine Vielzahl an anderen Sportlern dafür gewinnen. Am 1. Jänner 1900 erfolgte, zusammen mit Josef Ostler und Hermann Hartmann, mit Skiern die Erstbesteigung der Schesaplana, welcher noch viele Gipfelbesteigungen im Winter folgten.


Viktor Sohm mit seinem Schistativ 1902.


 

1903 legte er erste Pläne für eine Sprungschanze am Bödele vor und er baute auch die erste Sprungschanze am Lank an der Stelle, an der sich auch heute noch eine Sprungschanze befindet. Er besuchte 1905 einen Skikurs beim Norweger Leif Berg in der Lenzerheide (Schweiz) und hielt dann selbst Skikurse in Vorarlberg, Tirol und der Schweiz ab.


Er favorisierte die "Norweger"-Skitechnik und verbreitete diese in seinen Kursen. Der erste Kurs fand im November 1905 in Stuben am Arlberg statt. Bekannteste Kursteilnehmer der ersten Runde waren dabei Hannes Schneider (Geburtsname: Johann Schneider) und Albert Mathies (später Schwager von Sohm). Weitere Teilnehmer: Fritz Iklé, Ferdinand Schallert, Franz-Josef Mathies (Lawinen-Franz-Josef), Engelbert Strolz, Theresia Mathies (später Ehegattin von Sohm). Ein weiterer bekannter Skischüler von Sohm war Sepp Bildstein, der auch ein Freund von Sohm wurde.


Bereits 1905 war Viktor Sohm Präsident des Mitteleuropäischen Schiverbandes.


Vorarlberger Volksfreund 8.12.1905


Bei der 6. Österreichischen Ski-Meisterschaft (sechster Verbandswettlaufes des Österreichischen Skiverbandes) vom 3. bis 4. Februar 1912 auf dem Bödele bei Dornbirn im damaligen Kronland Vorarlberg, war der Verein Vorarlberger Skiläufer (VVS) verantwortlich. Die Gesamtleitung hatte Viktor Sohm inne. Bereits in den Jahren zuvor hat der VVS das jährlich durchgeführte Bödele-Skirennen ausgerichtete.


Viktor Sohm am Bödele.


 

Bereits 1902 entdeckte Viktor Sohm die Egger Berge als ideales Schigebiet. Mit seinen Lindauer Freunden unernahm er Schitouren im Gebiet Brongen, Schetteregg, Gülke. Genächtigt wurde im Rössle in Ittensberg.


1908 wurde der Ski Club Egg unter der Leitung von Bahnhofsvorstand Hans Gamohn gegründet.


Vorarlberger Volksfreund 14.2.1908


Gemeindeblatt 24.1.1909


Die Sprungschanze stand am steilen Kirchenhügel hinunter in die Melisau.

 

Im November 1920 übernahm Viktor Sohm die Vereinsleitung im Verein Vorarlberger Skiläufer, der am 14. Oktober 1905 im Hotel Rhomberg in Dornbirn gegründet worden war.


Hotel Rhomberg, Dornbirn, Bahnhofstrasse.


 

In jene Zeit fällt auch die Gründung des Skiclubs Arlberg am 3. Jänner 1901 im Hospiz St. Christoph. Unter der Führung von Rudolf Gomperz und Carl Schuler setzte dieser in den kommenden Jahren wichtige Impulse zur Förderung des Skilaufs am Arlberg und auch zur Ausbildung des jungen Skiläufers Johann Schneider. Dieser erhielt jedoch zunächst besondere Förderung durch Viktor Sohm.



Schon 1903 konnte der junge Schneider im Alter von gerade 12 Jahren sein Talent beim ersten vereinsinternen Rennen des Skiclubs Arlberg unter Beweis stellen. Später nahm er an den ersten Skiwettkämpfen auf dem Bödele teil, wo er den Sieg beim Seniorensprunglauf erreichte. Seine Erfolge machten ihn bald bekannt, und er erhielt über Vermittlung von Fritz Iklé eine Einladung, als Skilehrer in Les Avants in der Schweiz zu arbeiten.

 

Schikurs in Zürs am Arlberg mit Viktor Sohm im Jahr 1906.

 

Das Schirennen des SC Arlberg am Himmelfahrtstag 1907.


Innsbrucker Nachrichten 13.5.1907


 

Gleichzeitig wurde Schneider jedoch durch den Gastwirt in St. Anton's führendem Hotel Post und Rudolf Gomperz, der sich 1905 in St. Anton niedergelassen und 1906 den Vorsitz des Skiclubs Arlberg übernommen hatte, eingeladen, als Skilehrer des Skiclubs Arlberg im Hotel Post tätig zu sein.

„Ich blieb doch lieber in der Heimat und in meinen Bergen“ lautete Schneiders Devise, und in seiner Entscheidung wurde er sicherlich von den Eltern bestärkt. So trat er im Dezember 1907 seine neue Stelle als Skilehrer in St. Anton an.


Arlbergtechnik und -schule. Eine Methode des Skiunterrichts gab es vor dem Ersten Weltkrieg nicht – vielmehr bestand dieser aus Demonstration und Nachahmung. Wenngleich schon eine „stattliche Anzahl Teilnehmer“ den Unterricht Schneiders in den ersten Jahren in St. Anton in Anspruch nahmen, so blieb ihm doch viel Zeit für die Weiterentwicklung seiner Technik. Sein Ziel war es, sicheres Abfahren mit hoher Geschwindigkeit zu ermöglichen, denn in der Abfahrt verstand er den Reiz des alpinen Skifahrens, nicht im Tourengehen. Er versuchte, Schneepflug, Stemmschwung und den sogenannten Stemmchristiania zu forcieren und lehnte den Telemark ab.


 

Skifilme und Arlberg-Kandahar.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war Dr. Arnold Fanck auf den Skiläufer Hannes Schneider aufmerksam geworden. Mit diesem drehte er 1920 den Film „Wunder des Schneeschuhs“, in dem das Skilaufen der damaligen Zeit gezeigt wurde.


In Schneider fand er den idealen Darsteller für seine Filme. Damit war ein neues Genre des Films geboren: „Der deutsche Bergfilm“, dessen zwei berühmteste – und neben Fanck mehr oder weniger einzige – Protagonisten in der Folge Leni Riefenstahl und Luis Trenker waren.

In den Stummfilmen der 20er Jahre spielte Hannes Schneider jeweils den Skifahrer oder Bergsteiger. Er verkörperte einen Typus des Mannes aus den Bergen, der eng mit der Natur verbunden ist. Auch zahlreiche seiner Skilehrer spielten in kleineren Rollen in den Filmen Fancks mit.


Bludenzer Anzeiger 4.2.1922


Folgende Filme entstanden mit Beteiligung von Hannes Schneider.

Im Kampf mit dem Berge (1921), Das Wunder des Schneeschuhs, Teil 2: Fuchsjagd auf Schneeschuhen durchs Engadin (1922), Der Berg des Schicksals (1924)




Die weiße Kunst (1924), Der heilige Berg (1926), Der große Sprung (1927), Der Kampf ums Matterhorn (1928), - Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929), Der weiße Rausch (1931).


Hannes Schneider, Leni Riefenstahl und Rudi Matt bei den Dreharbeiten zum Film "Der weiße Rausch"


 

Um 1930 stand Hannes Schneider am Gipfel seines Ruhms: Filmstars und gekrönte Häupter aus aller Welt erlernten in seiner Skischule in St. Anton am Arlberg das Skilaufen. Gemeinsam mit Rudolf Gomperz hatte Schneider die sogenanngen DAKS (Deutsche Arlberg Kurse Schneider) ins Leben gerufen, die tausende deutsche Gäste an den Arlberg lockten. Diese Werbemaßnahme war ein Meilenstein in der Entwicklung des organisierten Wintertourismus.



Seine Reise nach Japan mit der Eisenbahn, wo er 1930 auf Einladung des japanischen Kaisers zahlreiche Vorträge hielt und seine Skitechnik demonstrierte, festigte den internationalen Ruhm des Skimeisters.


1935 führte er eine Werbefahrt für St. Anton nach Frankreich, England und Belgien durch. Ein Jahr später bereiste er erstmals die Vereinigten Staaten. In Begleitung seiner beiden in den USA wirkenden Skilehrer Benno Rybizka und Otto Lang hielt Schneider Skidemonstrationen im Madison Square Garden in New York City ab.


 

Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich im März 1938 wendete sich das Blatt im Leben Hannes Schneiders. Die neuen Machthaber – die als illegale Nationalsozialisten in seiner Skischule nicht geduldet worden waren – veranlassten seine Verhaftung und die spätere Ausreise nach Garmisch-Partenkirchen. Eine Rückkehr und neuerliche Übernahme der Skischule blieben ihm verwehrt.


Innsbrucker Nachrichten 21.9.1938


Internationale Kontakte ermöglichten 1939 die Ausreise der Familie Schneider in die USA, wo ein einflussreicher Financier, Harvey Dow Gibson, den berühmten „Skimeister“ mit dem Aufbau eines Skigebietes in seinem Heimatort North Conway (New Hampshire) beauftragte.


Innsbrucker Nachrichten 26.6.1940


Hannes Schneider (rechts sitzend) bei einem gesellschaftlichen Ereignis in North Conway.


Rudolf Gomperz – der bis heute oft zu wenig gewürdigt wird – blieb dieses Glück verwehrt: Obwohl getaufter Protestant, galt er nach den NS-Rassegesetzen als "Volljude". Als solcher wurde er 1942 nach Wien gebracht und schließlich nach Maly Trostinec deportiert und ermordet.


Vorarlberger Nachrichten 7.6.1947


Hannes Schneider.


Vorarlberger Nachrichten 6.4.1949


Hannes Schneider blieb auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den USA, wo er 1955 verstarb.

 

Ein toller Film über das Leben und Wirken von Hannes Schneider (in englischer Sprache).


 

Vorarlberger Nachrichten 16.1.1950



 

Ich möchte mich bei folgenden Personen bedanken:


bei Diana und Hubert Natter, Michigan, USA für die Bereitwilligkeit, ihre Geschichte erzählen zu dürfen, für die Bilder zur Kopie und die vielen Informationen


bei Werner Albrecht, Au für die Überlassung der Videos zur Kopie und die Informationen


bei Sepp Moosbrugger, Egg für die Überlassung der Rogledis Bilder und die Informationen


bei DI Michael Manhart, Lech für die Erläuterung zur Geschichte der Schneekanonen


bei Irmgard Schneider, Götzis für die Informationen


bei Albert Schneider, Egg für die Informationen


bei Marie-Luise und Kaspar Schneider, Egg für die Informationen


bei Anton Nenning, Bezau für die Informationen


bei Erwin Feldkircher, Bezau für die Informationen


DANKE.

 

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Alle meine Blog Beiträge sind unentgeltlich. Aber ich würde mich sehr über einen Besuch in meiner kleinen Bar in Egg, Großdorf freuen.


Klaus Riezler.


 

Der Archiv Blog von Klaus Riezler ist ein Medium des Vereines



 


 
 














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