top of page
Suche

1. Vorarlberger Strohhutfabrik - Vom Klölar bis Joan Collins. Teil I

Wohl kein anderer Egger Betrieb war so mit den Haushalten des Mittelbregenzerwaldes verknüpft, wie die Hutfabrik. Die vielen Aktionäre in der Gründerzeit, hunderte von Mitarbeitern/Innen inklusive der vielen Heimarbeiterinnen, aber natürlich auch die Kundschaften, alle hatten irgendwie mit der Hutfabrik zu tun. Die Hutfabrik war über fast hundert Jahre Anlaufstelle für viele Menschen und gab auch jenen Arbeit, die keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung hatten. Man konnte dort auch 'nur' im Winter arbeiten, wenn man im Sommer heuen oder auf die Alpe ziehen musste.



Deshalb habe ich mich entschlossen die Geschichte dieses Betriebes aufzuarbeiten, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Stellvertretend für alle Mitarbeiter/Innen habe ich mit einigen mir bekannten Zeitzeugen diesen Beitrag erarbeitet, der in zwei Teilen erscheinen wird.

 

Kaspar Kohler (Klölar) aus Egg, Mühle 26 schreibt in seinen Lebenserinnerungen:

Die Erfindungen und Verbesserungen der Stickereimaschinen, noch mehr aber durch die Übertragung dieser Maschine in das Absatzgebiet der erzeugten Waren musste jeden Wälder, der in die Zukunft schaute mit Sorge erfüllen und gerade diese Sorge hat mich seit Jahren nie verlassen, um einen Erwerbsersatz als Hausindustrie irgendwo zu ergattern.

 

Egg war um 1880 eine Stickerei Hochburg. Damals wurde in 30 Häusern handgestickt und es liefen 200 Kettenstichmaschinen (Pariser Maschinen). Gearbeitet hat man fast ausschließlich für die Auftraggeber in St. Gallen, Schweiz. Konjunkturschwankungen und Zollbestimmungen in den Abnehmerländern wurden zum Problem. Dann kamen auch in Egg die ersten großen Blattstickmaschinen zum Einsatz und im Unterland die ersten Bandautomaten. Die Zeit der lukrativen Heimarbeit war vorbei.



Da auch viele Männer die Stickmaschinen bedienten, wurde teilweise die Landwirtschaft sträflich vernachlässigt. Dies sollte sich spätestens im herannahenden Weltkrieg rächen.

 

Da Kaspar Kohler die 1. Vorarlberger Strohhutfabrik gründete, ist es an der Zeit, das Schaffen dieses Mannes zu beleuchten und zu würdigen.


Kaspar Kohler wurde am 2. 8. 1858 im Gasthaus zur Krone in Schnepfau geboren. Seine Eltern waren der Kronenwirt Johann Kaspar Kohler und seine Frau Anna Katharina Ritter aus Egg. Als seine Mutter 1862 bei der Geburt des 5. Kindes im Kindbett verstarb, verzog der Vater mit seinen Kindern nach Egg, Mühle 26 zu seinem Schwiegervater Kaspar Ritter.

 

Kaspar Ritter wurde 1795 in Schwarzenberg geboren und war von Beruf Müller. Er war ein Sohn von Johann Jakob Ritter, der ab 1798 die untere Hubermühle (heute Sägewerk Sutterlütty Egg) mit einer Mühle und Sägewerk mit 4 Wasserrädern betrieb.

Nach seinem Ableben 1808 übernahm zuerst die Witwe Anna Maria geb. Kaufmann das Anwesen.

1817 kaufte Sohn Kaspar die untere Hubermühle. Er legte den Mühlenbetrieb still.

Kaspar Ritter war Handelsmann, hatte eine Bäckerei und ein Sägewerk. Von 1839 bis 1842 war er Gemeindevorsteher von Egg.


Mit seiner Gattin Maria Barbara, geb. Willam hatte Kaspar Ritter 6 Kinder. Sohn Johann Michael Ritter war der Vater von Kunsttischler Kaspar Ritter und der Egger Löwenwirtin Maria Katharina Simma.


1836 verstarb Kaspar Ritter's Frau Maria Barbara.

1837 heiratete er Anna Margaretha Geser, geb. in Egg, Rain. Ritter zog nun in das Haus seiner Frau in Mühle 26. Die Ehe blieb kinderlos.

Das Anwesen von Anna Margaretha Geser, Mühle 26 und links daneben die grosse Landwirtschaft der Parzellen 29 und 30. (Urmappe von 1857).


Ritter betrieb nun einen Wein- und Käsehandel zusammen mit dem Neffen seiner Frau, Georg Geser, Taubenwirt in Andelsbuch.


Kaspar Ritter verstarb 1876.

 

Kaspar Kohler verbrachte während der Schulzeit die Sommer als Ess- und Lohnpfister auf verschiedenen Egger Alpen. 1872 schickte ihn sein Vater zu schulischen Zwecken in das angesehene Institut Daume nach Lindau. Von 1873 bis 1876 absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei Ferdinand Rassco in Lindau. Sein Vater führte in dieser Zeit den Wein- und Käsehandel mit seinem Partner Geser weiter. Da sein Vater leidend war, musste Kaspar am 1.3.1876 wieder zurück nach Egg.

Er betrieb nun den Handel zusammen mit seinem Vater. Zweimal im Jahr kaufte man von 10 bis 15 Sennereien den Käse und verkaufte ihn in der gesamten Habsburger Monarchie. Im Gegenzug wurde Wein eingekauft. Man hatte auch einen Keller in Bregenz, wo 10 Waggons Wein eingelagert werden konnten. Bereits als 20-jähriger bereiste Kaspar Kohler die gesamte Österreichisch-Ungarische Monarchie. 1880 ist Geser aus der Firma ausgetreten.


Bisher liefen die Lieferungen über Lindau - Kufstein. Eine grosse Erleichterung war die Eröffnung der Arlberg Bahn 1884. Allerdings wurde nun Vorarlberg mit 'welschem' Wein geradezu überschwemmt. Auch das Käsegeschäft brach zusammen und Kohler mussten sich nach neuen Geschäftsfeldern umsehen.


Kaspar Kohler um 1936.


 

Gasthaus zur Frohen Aussicht.

Das Haus 26 in der Mühle war im Besitz von Johann Kaspar Alois Wirth und seiner Frau Maria Agatha. Diese Ehe blieb kinderlos. Nach deren Ableben ging das Haus 1849 an Anna Margaretha Geser, geb. in Egg, Rain über.


1857 baute der Käse- und Weinhändler Kaspar Ritter das Haus um. 1870 übernahm sein Schwiegersohn Johann Kaspar Kohler das Haus. Sein Sohn Kaspar (Klölar) schloß den Käse- und Weinhandel und eröffnete die Restauration Kohler bzw. das Gasthaus zur Frohen Aussicht. Die Gastwirtschaft wurde Anfang der 1970er Jahre eingestellt.


Der Hausname Klölar stammt vermutlich von Kohler.




Das Gasthaus zur Frohen Aussicht war ein Unikat im Bregenzerwald. Im ersten Stock befand sich die Wirtschaft und im Erdgeschoss befand sich die 'Sommerwirtschaft' mit Garten.

 

1880 war Kohler maßgeblich an der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Egg beteiligt. 1886 regte er an, im Weiler Mühle einen Feuerlöschweiher zu bauen.


Gemeindeblatt 28.2.1904


 

1885 wollte Bezirksrichter von Bezau Dr. Lecher das Bezirksgericht nach Egg bringen. Kaspar Kohler wurde von der Gemeinde beauftragt, freiwillige Spenden für den Bau aufzutreiben. Er brachte das Geld tatsächlich zusammen, allerdings wurde das Gericht von Wien aus nie bewilligt.


 

1889 beschlossen Kaspar Kohler, Kaspar Simma, Kaspar Felder und Gemeindearzt Dr. Feurstein bei einem gemütlichen Hock im Gasthaus Drei König in Großdorf eine Aktienbrauerei zu gründen. Die Brauerei Egg mit Hauptgesellschafter Kaspar Kohler eröffnete 1894.



Egg um 1890.


 

1891 verstarb Kohler's Vater Johann Kaspar Kohler.


Am 20.6.1892 eheliche Kaspar Kohler Elisabetha Schwärzler geb. 1855 aus Lingenau. Aus dieser Ehe stammen die zwei Töchter Rosa und Laura.


Die Familie Kaspar Kohler mit den Töchtern Rosa geb. 1894 und Laura geb. 1899.


Gattin Elisabetha war eine Tochter Bierbrauers Johann Georg Schwärzler (1805 - 1870 aus Lingenau. Er war Rösslewirt in Lingenau bis das Haus nach einem Blitzschlag abbrannte. 1832 erwarb er das alte Gerichtsgebäude in Lingenau und baute daraus das Gasthaus zur Sonne mit einer Brauerei.


Seine erste Ehe mit Maria Bechter aus Hittisau blieb kinderlos.


Seine zweite Frau Frau Maria Rosa Moosbrugger (1813 - 1887) aus Schnepfau war eine Schwester des damals fast allmächtigen Käsegrafen und Adlerwirtes Gallus Moosbrugger aus Schnepfau. Sie schenkte ihm 7 Kinder.

 

1896 wurde Kaspar Kohler Kassier der Spar- und Vorschusskassa Egg, die als Verein geführt wurde. 1902 übernahm die Gemeinde Egg auf Anraten von Kohler aus steuerlichen Gründen die Sparkasse, wobei er zum Teil mit seinem Privatvermögen haftete. Die Gemeinde Egg ist bis heute die einzige Gemeinde im Bregenzerwald mit einem eigenen Geldinstitut.


Die Gründungsstatuten aus dem Jahr 1873.


 

1896 Kohler war Gründungsmitglied des Turnvereines.


Einladung.


 

1898 wurde der Bienzuchtverein in Großdorf gegründet. Kohler stand Obmann Franz Josef Fischer zur Seite, konnte aber in Egg nur einige wenige Mitglieder finden.


Franz Josef Fischer aus Großdorf.



Großdorf um 1900.


 

1900 wurde Kaspar Kohler von der Gemeinde beauftragt, mit den Eigentümern die Grundablösen für den Bau der Wälderbahn zu verhandeln.

Dies war ein schwieriges Unterfangen, da viele Besitzer enteignet wurden. Die Unternehmer wollten die Bahn und die Bauern hatten den Boden.


Enteignungen in der Gemeinde Egg.


Vorarlberger Volksblatt 5.11.1900.

 

1901 war Kohler maßgeblich bei der Gründung des Verschönerungsvereines und dem Bau der Badeanstalt 1903 auch finanziell beteiligt.


Plakat des Verschönerungsvereines 1903.


Eröffnung im Sommer 1904.


 

1907 haben Braumeister Ach, Löwenwirt Simma und Kaspar Kohler durchgesetzt, dass das Elektrizitätswerk von der Gemeinde Egg gebaut wurde. (eigenes Wasser wird nicht an Fremde vergeben).


Das Elektrizitätswerk in Egg, Tuppen.


 

1910 hat Kaspar Kohler den Bau der Sennerei Mühle angeregt.

 

Mit Kohler's finanzieller Unterstützung wurde von Lehrer Benedikt Eiler der Obst- und Gartenbauverein Egg gegründet.


Ausstellung des Obst- und Gartenbau Vereines im herrschaftlichen Saal der Bahnhofsrestauration, Egg.


 

1917 wollte Kohler eine höhere landwirtschaftliche Schule in Egg etablieren. Dies wurde aber abgelehnt und die Schule eröffnete 1921 im Kloster Mehrerau in Bregenz.


Schon seit 1901 gab es in Egg die Fortbildungsschule. Man beachte die Schulfächer.


Gemeindeblatt 12.3.1905


 

Kohler war 19 Jahre in der Gemeindevertretung und 10 Jahre Oberschulratsmitglied, davon 7 Jahre als Vorsitzender.


Kaspar Ritter war ein wirklicher 'Macher'. Wenn er an eine Idee glaube, setzte er sie auch um. Oft gegen den Widerstand von anderen und oft setzte er auch private Geldmittel ein.

 

Kaspar Kohler's grösstes Werk war allerdings die Gründung der Strohhutfabrik in Egg, da sie in einer miserablen Zeit viele Arbeitsplätze schuf.


Mit der offiziellen Eröffnung der Bregenzerwaldbahn am 21. September 1902 taten sich für rührige Unternehmer neue Türen auf.


Das war übrigens der originale 'Bahnteifl'.


 

Im Juni 1911 wurde Kaspar Kohler bei einem Geschäftsbesuch in Bregenz zufällig erzählt, dass sich ein Strohhutfabrikant im bayrischen Allgäu mit dem Gedanken trage, eine Strohhutfabrik in Bregenz zu erbauen. Der Herr konnte Kohler mitteilen, dass Anton Weiss (Gebr. Weiss) diese Sache in den Händen habe.


Bregenz 1910.


Noch am selben Tag besuchte Kohler Anton Weiss, der die Anfrage vom Hutfabrikanten Hermann Bernhard aus Scheidegg, Deutschland noch nicht beantwortet hatte. Bereitwillig überließ er Kohler die Korrespondenz. Am folgenden Tag verfasste Kohler einen Brief, indem er Bernhard nach Egg einlud. Schon bald war Bernhard in Egg und man vereinbarte ein nächstes Treffen in Scheidegg. Bis Oktober gab es einen regen Austausch und der Entwurf eines Gesellschaftsvertrages wurde erarbeitet.


Erst danach trat Kohler an die Öffentlichkeit und fragte gutbekannte Persönlichkeiten, ob sie bereit wären, in dieses Projekt zu investieren. Daraufhin wurde ein vorbereitendes Komitee mit Wilhelm Hammerer, Sparkassabeamter, Egg, Kaspar Simma, Andelsbuch (Kommerzialrat Kaspar Simma leitete nach dem Ableben von Löwenwirt Kaspar Simma von 1908 bis 1930 die Agenden des Löwenwirtes in Egg mit dem Gasthaus, Käsehandel, Brauerei und Elektrizitätswerk) und Kaspar Kohler, Egg gegründet.


 

Am darauffolgenden Tag begab sich Kohler nach Hittisau und besuchte den hochw. Dekan Barnabas Fink geb. in Andelsbuch. Kohler wusste sehr wohl, wenn er die Kirche im Boot hatte, würde er sich mit ihren 'Schäflein' leichter tun. Fink bat ihn in sein Arbeitszimmer, wo schon mehrere geistliche Herrn und Gemeindearzt Dr. Fröis auf ihn warteten. Nach längerer Aussprache machte Fink die erste Zeichnung mit Barnabas Fink und noch mehrere Herren zeichneten danach Aktien. Mit dieser Zeichnungsliste besuchte er den ganzen Tag weitere bekannte Personen in Hittisau und kehre voller Freude zurück nach Egg.



 

Der zweite Besuch galt nun der Gemeinde Egg, wo ihn Herr Wilhelm Hammerer sehr unterstützte und auch hier konnte Kohler mit seinem Erfolg zufrieden sein. Auch der Egger Pfarrer Johann Bleyle und der Großdorfer Pfarrer Fridolin Erath zeichneten einen ansehnlichen Betrag.



 

Der dritte Besuch galt der Gemeinde Andelsbuch. Die Andelsbucher reagierten zunächst abweisend. Sie hatten den Eggern noch nicht verziehen, dass sie vor drei Jahren selber ein Elektrizitätswerk in Betrieb nahmen, anstatt ihnen den Strom abzukaufen. Dann aber hatte Kohler Alt-Vorsteher Johann Geser auf seiner Seite und er konnte recht ordentliche Abschlüsse in der Gemeinde Andelsbuch erzielen.



 

Der vierter Besuch war in der Gemeinde Schwarzenberg. Hier hielt Kaspar Kohler im Beisein von Wilhelm Hammerer im Gasthaus Krone ein Referat über die Strohhutfabrik. Am Schluss ergriff Vorsteher Feuerstein das Wort. Er meinte, dass in der Gemeinde Schwarzenberg genügend Geld vorhanden sei, so ein Vorhaben selber zu bewerkstelligen. Da aber die örtlichen Begebenheiten fehlten, könne man nur dafür sein. Auch Pfarrer Salzmann sprach sich für das Projekt aus. Die Zeichnungen brachten schließlich einen unerwarteten Erfolg.



 

Der fünfte Besuch war in Langenegg. Auch hier waren die Zeichnungen zufriedenstellend.



 

Der sechste Besuch fand in der Gemeinde Lingenau statt. In der gutbesuchten Weinstube Schwärzler wurde eine Versammlung abgehalten. Allerdings blieben die Zeichnungen so gut wie aus. Hier war vermutlich Kohler als Brauerei, Egg Mitbesitzer nicht allzu beliebt.



 

Auch in Bezau gab es nur wenig Stimmung für das Projekt.



In der Gemeinde Doren zeichneten einige Menschen Aktien für das Projekt. Die Gemeinde Krumbach besuchte Kohler nicht mehr, da er das Stammkapital von 150.000 Kronen für die Gesellschaft mit beschränkter Haftung beisammen hatte. In Krumbach wurden danach aber auch noch Zeichnungen getätigt.


 


 

Bis zur Gründungsversammlung gab es noch einige Sitzungen bei Notar Karl Wolf in Bezau bezüglich des Gesellschaftervertrages.


Die Gründungsversammlung wurde auf den 25. März 1912 um 15:00 Uhr im Gasthaus Ochsen in Egg anberaumt.



Diese Versammlung war bis auf ein paar entschuldigte Zeichner voll besucht und nahm ihren normalen Verlauf. Auf einmal zogen einige Schwarzenberger ihre Zeichnungen im Wert von 7.000 Kronen zurück. Dies führte beinahe zu einem Tumult. Erst als Kohler anmerkte, dass er das fehlende Geld auch anderweitig generieren könne, beruhigten sich die Gemüter. Dies stimmte allerdings nicht, aber Kohler war bereit, die 7.000 Kronen zusätzlich beizusteuern. Nach der Versammlung sagte der Schwarzenberger Pfarrer zu Kohler, er wolle mit den Abtrünnigen reden was schließlich auch fruchtete.


 

Vorarlberger Landeszeitung 30.3.1912


Bei der Gründungsversammlung wurde folgende Geschäftsführung gewählt: Hermann Bernhard, Scheidegg, Wilhelm Hammerer, Egg, Alois Fink, Andelsbuch, Kaspar Kohler, Egg.

 

Die Geschäftsführung hatte sich danach um einen Bauplatz für die Fabrik bemüht. Nach längeren Verhandlung hat Kohler auf seinem Grundstück einen Bauplatz abgetreten.



Dies gab wiederum böses Blut und Kaspar Kohler war nahe dran, das Projekt platzen zu lassen. Nur durch gutes Zureden von Schwager und Nachbar Büchele gab er schließlich seine Zustimmung.


Stickfergger Johann Peter Büchele vor seinem Haus in der Mühle.


Somit konnte das Abenteuer Strohhutfabrik angegangen werden.

 

Österreichische Nähmaschinen- und Fahrradzeitung 30.3.1912


100.000 Kronen waren für das Gebäude und die Einrichtung budgetiert. 50.000 Kronen plus einer Hypothek von 50.0000 Kronen waren als Betriebskapital veranschlagt.

 

Der sehr liberale 'Vorarlberger Volksfreund' hatte über die vergangenen 30 Jahren so manchen Kampf mit dem Bregenzerwälder Klerus ausgetragen. Besonders Dr. Jodok Fink aus Andelsbuch, Vorsitzender der erzkonservativen Kasinobewegung in Egg/Andelsbuch war ihm stets ein Dorn im Auge. Nun vermutete man Vetternwirtschaft, da Fink's Sohn Alois in der Geschäftsleitung sass.


Vorarlberger Volksfreund 30.3.1912


 

Vorarlberger Landeszeitung 2.4.1912


Der Architekt der Strohhutfabrik J.G.Natter aus Bregenz hatte auch den Bau zur Ausführung übernommen und Kunsttischler Kaspar Ritter, Egg, Mühle war technischer Sachverständiger.


Auf dieser Postkarte sieht man den Beginn der Bauarbeiten (links Mitte).


 


 

Entgegung von Kaspar Kohler, adressiert an den Vorarlberger Volksfreund.


Vorarlberger Volksblatt 12.4.1912


 

Währenddessen wurden künftige Arbeiter/Innen in Scheidegg, Deutschland bei Berhard ausgebildet.



Das Gebäude wurde in 6 Monaten erbaut.

 

Bernhard besorgte das Rohmaterial und Anfang Oktober 1912 wurden in Egg die ersten Strohhüte gefertigt. Der erste Betriebsleiter war Alois Fink aus Andelsbuch.


Vorarlberger Landeszeitung 21.11.1912


 

Die Gemeinde Egg erließ der Strohhutfabrik ab dem 1. Jänner 1913 für 5 Jahre Steuerfreiheit.


Vorarlberger Volksblatt 24.12.1912


 

Näherinnen in der Strohhutfabrik.


Das erste Telefonbuch, oder besser gesagt -Blatt aus dem Jahr 1913.

3 sollte natürlich Taube, nicht Traube heissen.


 

Allgemeiner Tiroler Anzeiger 16.9.1913


Belegschaft 1914.


 

Nach dem Attentat an Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie am 26.6.1914 in Serbien begann der Weltkrieg.


 

Näherinnen.


 

Grazer Volksblatt 7.3.1915


 

Am 15. Mai 1915 musste Geschäftsführer Alois Fink zu den Standschützen in den Weltkrieg einrücken. Er brachte am Vorabend Kaspar Kohler die Schlüssel der Fabrik und empfahl die Bestände aufzuarbeiten und danach die Fabrik zu schliessen.


Ab sofort war Kohler Geschäftsführer der Strohhutfabrik. Nachdem Betriebsleiter Lingg 1916 aus der Firma austrat, verpflichtete Kohler Ernst Karg aus Lindenberg, Deutschland. Karg war bestrebt, die Produktion auf Matrosenhüte umzustellen. Der folgende Jahresabschluss konnte sich sehen lassen.


Ernst Karg aus Lindenberg, Deutschland.


 

Vorarlberger Landeszeitung 16.2.1916


Vorarlberger Landeszeitung 30.12.1916

 

Eine Hutpresse aus der Gründerzeit in massivem Eichenholz wird liebevoll gehortet von Hans Hiller, Egg Stadel.


Alte Pressformen schmücken seinen Garten.


 

Alois Fink war an den Folgen der Kriegsverletzungen verstorben.


Der Vorarlberger 26.5.1917


 

Am 11. 11. 1918 endete der Weltkrieg. 84 Egger und Großdorfer sind im Krieg gefallen. Die durchschnittliche Inflationsrate während den Kriegsjahren lag bei 85 Prozent. Nicht gerade gute Voraussetzungen für die noch junge Strohhutfabrik.

 

Schwierig wurde das Geschäftsjahr 1918/1919 nach Ende des Weltkrieges. Bei der Devisenzentrale in Wien bekam man nur eine Bewilligung von 20.000 Kronen für den Erwerb von Strohlitzen. Das reichte nicht einmal für die Musterhüte. In Lindenberg fertigte man mittlerweile Hüte mit Papierlitzen. Mit etwas Betriebsspionage konnte man den Hersteller ausfindig machen. Man fand einen Papierlitzenhersteller in Dresden, Deutschland und erwarb einen kleine Posten für Versuchszwecke. Die Tests waren ermutigend und schon bald ging man in die Serienproduktion. Ende September ging Herr Karg mit einer grossen Kollektion auf die Reise. Die Aufträge aus Wien Prag und Budapest sprudelten nur so herein und die Stückzahlen gingen in die Millionen.


Die gesamte Mitarbeiterschaft konnte den Winter über gehalten werden.


Herr Karg erlag in Budapest der Spanischen Grippe.

Wilhelm Hammer reiste trotz der grassierenden Grippe nach Budapest um nach dem Rechten zu sehen.



Vorarlberger Tagblatt 21.1.1919


Im Frühjahr 1919 musste die Fabrik wegen der Spanischen Grippe für 4 Wochen geschlossen werden. Nun kam es zu Stornierungen der Aufträge. Österreich war in Europa isoliert. Man konnte nun keine Rohmaterialien kaufen und keine Hüte ins Ausland verkaufen. Auch Teile des Aufsichtsrates versuchten sich aus dem Staub zu machen. Sie gaben an, dass Kohler die alleinige Verantwortung für die Misere zu tragen habe. In Ungarn waren nun die Kommunisten an der Regierung. Eine Lieferung von 2 10-Tonnen Waggons nach Ungarn wurden nicht bezahlt. Kohler musste nach Bruck/Leitha reisen um die 200.000 Kronen einzutreiben. Es gab Schwierigkeiten mit dem Übernahmekommisär. Erst nach mehrmaligen Vorspechungen bei der ungarischen Gesandtschaft in Wien konnte Kohler mit Hilfe von Vizekanzler Dr. Jodok Fink das Geschäft schließlich vollenden.

 

Nach dem Weltkrieg konnte Kohler weitere Aktionäre finden.


Strohhutfabrik um 1920 unten rechts.


 

Gasthaus Zur frohen Aussicht.

Die Damen in der Juppe links: Laura, Mitte: Elisabetha Kohler, rechts: Rosa Kohler, Kaspar Kohler mit Kopfbedeckung.


In den folgenden Jahren machte die im grösser werdende Inflation der Fabrik grosse Sorgen. Aufträge, die in der Vergangenheit angenommen wurden, mussten mit hohen Aufschlägen belegt werden. Dies verärgerte die Kunden.


Auch Deutschland kämpfte mit der Hyper Inflation. Banknote vom 10.9.1923.


Ehemalige Absatzländer fielen weg und neue Märkte in Rumänien, Polen und Jugoslawien mussten erschlossen werden.


Die Währungsreform in Österreich nach der Hyper Inflation am 1.1.1925 mit einem Umrechnungskurs 10.000 Kronen = 1 Schilling war für das Geschäft auch nicht dienlich.



 

Neue Konkurrenzberiebe enstanden im Land.


Innsbrucker Nachrichten 2.4.1925


 

Gemeindeblatt 12.4.1925


Ende 1925 ist Kaspar Kohler als Geschäftsführer zurückgetreten. Es gab grosse Differenzen mit Kaspar Simma und Josef Lang, die die Gesellschaft in eine O.H.G umwandeln wollten.

Hinter seinem Rücken gab es Gespräche einer Fusionierung mit der Lindenberger Hutfabrik Milz.


Kaspar Kohler.


 

Vorarlberger Landeszeitung 30.1.1926


Das Geschäft unter der neuen Geschäftsführung ging miserabel. Es wurde nur noch 4 % Dividende ausbezahlt.

 

Vorarlberger Landeszeitung 15.6.1926


Vorarlberger Landeszeitung 18.6.1926


 

Am 3. 10. 1928 wurde der Bezauer Rudolf Moosbrugger eingestellt. Er arbeitete als Kontorist, Fakturist und Lagerist.



 

Vorarlberger Landeszeitung 25.11.1929


1929 wurde die Firma mit Kohler's Gegenstimme in eine O.H.G umgewandelt. Der Übernahmepreis wurde von der neuen Gesellschaft bestimmt, da niemand als Käufer auftrat.

Das Stammkapital (Gründeraktien) wurde mit einer 20 % Quote ausbezahlt.


Kaspar Kohler


 

Am 30. Juli 1930 hatte Rudolf Moosbrugger den Betrieb verlassen.



 


 

Die neuen und einige 'alte' Aktionäre der Strohhutfabrik.


Vorarlberger Landeszeitung 23.8.1930


Die neue Firma nannte sich Lang, Feurstein und Co.

 

Kaspar Kohler's Gattin Elisabetha verstarb 1933.




 

Die schwierigen 30-er Jahre mit der Weltwirtschaftskrise machten auch vor der Strohhutfabrik nicht halt. Das Geschäft lief schlecht und die Fabrik musste 1937 wegen Unrentabilität stillgelegt werden.


Egg 1936.


Kaspar Kohler war überzeugt, dass die Geschäftsführer Lang und Simma das Geschäft bewusst niederdrückten, um die Firma günstig kaufen zu können. Nur fehlten ihnen schlußendlich die finanziellen Mittel.

 

Der Anschluß an das Großdeutsche Reich: Einmarsch in Dornbirn am 12.3.1938.




Am 28. März 1938 wurde die Reichsmark eingeführt.

Wechselkurs: 1 Reichsmark = 1,5 Schilling.



 

Nach dem Anschluss an das großdeutsche Reich gab es zunächst Absichten, die Hutfabrik an den Reichsarbeitsdienst München zu veräussern. Dann kauften die Brüder August und Ewald Sommer, Hutfabrikanten aus Schorndorf bei Stuttgart im Frühjahr 1939 die Fabrik für 70.000 Reichsmark.


Nun wurde die Produktion auch auf Filzhüte umgestellt.


Gemeindeblatt 23.4.1939


Die Produktion wurde im Sommer 1939 mit Materialien aus Schorndorf aufgenommen. Zu dieser Zeit hatte Sommer 70 Mitarbeiter/Innen in Egg.


Vorarlberger Landeszeitung 25.7.1939


Willhelm und Karolina Isenberg hatten die Hammerer & Kessler Fabrik 1932 käuflich erworben und 1937 ausgebaut.


Im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 war hier der deutsche Rüstungsbetrieb Kundruweit, der Heeresuniformen herstellte, untergebracht. Der Strickwarenhersteller Hermann Geiger war im Haus von Josef Natter, Mühle eingerichtet.


Nach Kriegsende war hier eine Zeitlang auch die Näherei für die Kleiderfabrik Mayer in Götzis untergebracht.



 

Mit Hitler's Polenfeldzug begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.



Sommer's soziale Einstellung zu seinen Mitarbeitern war bis in die Kreisleitung nach Bregenz vorgedrungen. Sommer wurde zuerst gebeten, das Amt als Ortsgruppenleiter in Egg zu übernehmen. Er wollte keine politischen Ämter und hatte keine Zeit, da er ständig zwischen den Betrieben in Egg und Schorndorf unterwegs war. Er wurde kurze Zeit später durch einen Stellungsbefehl zu diesem Amt gezwungen.


Völkischer Beobachter 1.5.1940


Es sei auch vermerkt, dass Sommer in dieser Funktion keinen Egg Bürger/in jemals bei der Kreisleitung angezeigt hat.


Sommer hat von 1940 bis 1945 150.000 Reichsmark zur Linderung der Not an Bedürftige in Egg gespendet.

 

Nach dem Tod von Vater August Sommer im Jahr 1942 wurde Ewald Sommer alleiniger Eigentümer der Hutfabrik in Egg und sein Bruder August in Schorndorf.


 

Die Familie Kohler um 1943.

links: Dr. Konrad Steuer mit Laura und Tochter Astrid, rechts: Kaspar Franz mit Rosa.


Astrid ist da einzige Enkelkind von Kaspar Kohler.

 

Dr. Konrad Steurer hat über viele Jahre die Geschicke der Brauerei Egg geleitet.


Brauerei Egg in der NS Zeit.


Links zu sehen ist die ehemalige Metzgerei Matt, die nach dem Krieg von Rudolf Mayer aus Tarvis, im heutigen Italien, erworben wurde.


 

Auch Ewald Sommer musste sich der deutschen Kriegswirtschaft unterordnen und verpachtete Teile seines Betriebes 1943 an ein deutsches Unternehmen, das Lichtschalter herstellte.



Ukrainische 'Fremdarbeiterinnen' bei der Zwangsarbeit der Firma Jung von 1943 bis 1945.


Untergebracht waren die Damen im Vinzenzheim.


Bezeichnend ist der letzte Paragraph.


Originalkarton mit Lichtschaltern, hergestellt in der Hutfabrik Egg.


Dieses Geschenk habe ich von Frau Prof. Dr. Marina Sutter-Moosbrugger erhalten und ist mittlerweile im Egg Museum.



Die Firma Jung erzeugt bis heute Lichtschalter.

 

Deeskalations- Massnahmen von Ortsgruppenleiter Sommer und Bürgermeister Felder.


Als die französische Besatzungsmacht heranrückte, wurden die Tuppen- und Fluhbrücke am 22. April 1945 mit über 2 Tonnen Sprengstoff geladen. Bewacht wurden sie von Volkssturmmännern und der SS. Die Brücken sollte vor Eintreffen der Besatzer gesprengt werden. Sommer und Felder haben dieses Vorhaben erfolgreich verhindern können. In vielen anderen Bregenzerwälder Gemeinden wurden Brücken gesprengt.


Die Franzosen brachten auch wieder den Schilling.


Es ist ihnen zu verdanken, dass es in den Folgetagen zu keinen Kriegshandlungen in Egg kam. Mit fingierten Marschbefehlen wurden eine HJ-Gruppe, eine besonders kampflustige Marine-HJ Gruppe, eine Kampftruppe der SS und die Kampftruppe Freikorps Adolf Hitler bewegt, die Gemeinde zu verlassen.


In Egg wurde stattdessen eine nicht bewaffnete Hilfspolizei aus parteipolitisch ungebundenen Männern gegründet. Einzigartig in Vorarlberg war der Umstand, dass in der Gemeinde Egg am 4. Mai 1945 eine neue provisorische Gemeindevertretung etabliert wurde, bevor die Franzosen einmarschierten.


Gleichzeitig waren die Egger Nazionalsozialisten damit beschäftigt, belastendes Material zu entfernen. Hierfür wurden alle NS- Parteiabzeichen, belastende Tafeln, Hitler Bilder und Hakenkreuzfahnen im Schmittenbach und in der Bregenzerache entsorgt. So manches Parteipapier ging in Flammen auf.


Am 5. Mai 1945 rückten die Franzosen mit 1.000 Mann (viele davon waren Soldaten aus den afrikanischen Kolonien) an und wurden mit weissen Flaggen begrüßt. Sommer's und Felder's Maßnahmen verfehlten ihre Wirkung nicht und der Einmarsch erfolgte friedlich und ohne Blutvergiessen.

Marokkanische Besatzungssoldaten mit Sophie Hulwa auf dem Arm.


 

Die französischen Offiziere benutzten die Räumlichkeiten der Hutfabrik (1. Obergeschoss) als Büro und Quartier.


Nach Kriegsende wurde Ewald Sommer am 2. Juni 1945 verhaftet und in ein Sammellager nach Lindau gebracht. Die Position Ortsgruppenleiter wurde ihm nun zum Verhängnis. Im September bekam er 3 Tage Urlaub, um nach seinem Betrieb in Egg zu schauen. Es gelang Sommer den Abtransport der Betriebseinrichtung nach Deutschland und Frankreich zu verhindern. Anfang Oktober wurde Sommer aus der Haft entlassen und kehrte nach Egg zurück.


Nun sammelte Sommer sein Stammpersonal zusammen und begann mit der Aufarbeitung der Rohmaterialien. Mit 15 Mitarbeitern begann das Nachkriegszeitalter in der Hutfabrik.


Anfang Dezember 1945 wurde das Unternehmen sequestiert. Stadtrat und Hutfabrikant Otto Matt aus Bregenz wurde als Sequester bestellt und beaufsichtigte nun die Firma. Die Familie Sommer musste nun Egg verlassen.


Mitarbeiter/Innen mit Sequester Otto Matt (vorne links mit schütterem Haarwuchs)


In Schorndorf angekommen musste Sommer feststellen, dass sein Vermögen auf Grund seiner politischen Tätigkeit in Egg gesperrt war. Ortsgruppenleiter galten als Schwerkriegsverbrecher, die mit Arbeitsverbot und Inhaftierung belegt wurden. Es war aber auch in Schorndorf bekannt, dass Sommer in Egg nichts Derartiges angestellt hat und musste nicht in Haft. Aber er musste sich entnazifizieren lassen.

 

Rudolf Moosbrugger aus Bezau wurde am 1. 2. 1946 als Buchhalter verpflichtet. Er heiratete noch im selben Jahr Theresia Mätzler aus Bezau und das junge Paar konnte in die großzügige Wohnung der Familie Sommer einziehen. Dort kamen auch die Töchter Laura (1947) und Marina (1948) zur Welt.



Laura und Marina Moosbrugger.


 

Nun verstarb der Vater der Hutfabrik, den ich in einem anderen Bericht als den Bill Gates der damaligen Zeit bezeichnet habe.



Vorarlberger Nachrichten 3.9.1946



Vorarlberger Nachrichten 9.9.1946


Rudolf Moosbrugger war nun der eigentliche Geschäftsführer der Hutfabrik , was durch einen regen Briefverkehr zwischen ihm und Ewald Sommer belegt ist.

 

Die Firma Jung war auch noch nach Kriegsende in der Hutfabrik.


Rechnung des Sequesters Otto Matt an die Firma Jung.




Auch die Firma Jung bekam einen Sequester.


 

Ewald Sommer erreichte seine Entnazifizierung am 8. April 1948. Er musste allerdings eine sogenannte Sühneabgabe entrichten. Danach wurde sein Vermögen freigegeben. Im Sommer 1948 waren die vorhandenen Rohstofflager in der Hutfabrik aufgebraucht. Auch Landesrat Eduard Ulmer wusste über die Schwierigkeiten in der Hutfabrik Bescheid. Er reiste mit Dr. Dr. Berchtold nach Deutschland und traf Sommer. Sommer durfte nun mit einen Passierschein 3 Tage nach Egg, um seine Firma auf Vordermann zu bringen.


Am 1. März 1949 war Ewald Sommer auch bei BH Bregenz rehabilitiert und konnte nun endlich mit seiner Familie (Gattin Elenore, Tochter Ingeborg, geb.1936 und Sohn Joachim, geb. 1939) nach Egg zurückkehren.


Die Familie Moosbrugger zog nun in die Wohnräume im Dachgeschoss.

 

Sylvester Ratz (Bad Sylvester) aus Großdorf trat am 1.1.1950 in die Firma ein. Er machte zuvor eine Lehre bei der Strickerei Geiger, Egg als Industriekaufmann.


Er fing in der Hutfabrik als Lagerist an. Später wurde er Versandleiter bis er schlussendlich den Verkauf übernahm.

 

Im Februar 1951 tauschte die Familie Sommer die deutsche Staatsbürgerschaft gegen die Österreichische ein. Mit Unterstützung der Vorarlberger Landesregierung wurde auch etappenweise die Sequestur aufgehoben.

 

Nun begann der grosse Aufschwung in der Hutfabrik. Produziert wurden genähte Strohhüte, sogeannte Heu- und Girardihüte, aber auch modische Hüten für Damen und Herren aus verschiedenen Strohgeflechten. Man begann auch mit der Fertigung von Damen- und Herrenhüten aus Woll- und Haarfilzstumpen. Die Holzformen wurden durch Aluminium-Ziehformen ersetzt und neue Maschinen wurden angeschafft.


1953 hatte man an der Hutfabrik angebaut.



 

1953 war der Musikverein Schorndorf zu Besuch in der Hutfabrik.


Die Moosbrugger Töchter Laura, Marina und Hedwig (Juppomotla) waren begehrte Fotomotive.


 

Ehrung verdienter Mitarbeiter am 3.7.1953 im Gasthaus zur Traube (Brennar) in Egg.







 

Am 15. Mai 1955 erlangte Österreich sein Unabhängigkeit und die letzten Besatzungsmächte zogen ab.


Vorarlberger Nachrichten 16.5.1955.


 

Ab 1956 nannte sich die Firma Hutfabrik Ewald Sommer. Rudolf Moosbrugger war nun Reisender und oft wochenlange unterwegs. Er soll seinen Töchtern jeden Tag eine Ansichtskarte geschrieben haben.

 

Betriebsausflug zur Insel Mainau 1957.


Abfahrt am Bahnhof Egg.


Auf dem Weg zum Hafen in Bregenz.


Abfahrt zur Insel Mainau.

















Rast auf der Insel.





Zurück nach Bregenz.





Bregenz.