top of page
Suche

Mellau - ein Wälderdorf, Teil I

Eigentlich habe ich vor zwei Jahren mit einer Geschichte über den 'Bären' in Mellau angefangen. Ich wollte einfach herausfinden, wer damals nach dem Dorfbrand den Bären gebaut hatte. Nach vielen Stunden der Recherche war dann die Bärengeschichte von 1820 bis 2020 irgendwann einmal fertig.


Dann dachte ich mir, man könnte eigentlich auch noch darstellen, was sonst so im Dorf Mellau passierte.


Mittlerweile nach unzähligen Stunden Recherche, Besuchen bei Bildgebern, bei Zeitzeugen, die mir Informationen gegeben haben und vielen Fahrten von Egg nach Mellau und zurück entstand eine Dorf Chronik im Bilderbuchformat von 1820 bis 2020.


Es ist so eine Art Liebeserklärung von mir an die Gemeinde Mellau, meine zweite Heimat. Ich habe doch von 1971 bis 2014 mit kurzen Unterbrechungen dort gearbeitet oder dort gewohnt.



Meine persönliche Lieblingsversion vom Wälderdorf von der BradlBerg Musig




Kaum ein Haus in der Bregenzerwälder gastronomischen Landschaft hat eine bewegtere Geschichte als der Bären in Mellau vorzuweisen.


Über die Entstehung des Bären, wie wir ihn kennen, ranken sich bis heute viele Geschichten.

Selbst in diversen Heimatbüchern werden nur vage oder zum Teil auch falsche Angaben gemacht.

Dies sei den Verfassern verziehen, hatte man damals für die Recherche natürlich das Medium Internet noch nicht zur Verfügung.

Es war mir ein Bedürfnis, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Die Aufarbeitung war spannend und das Resultat ist sehr interessant.


 


 

Der Bären in Mellau gehört zu den Urwirtschaften und kann bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden.


Lorenz Wüstner, geb.1769 war Bärenwirt. Er hatte 17 Kinder und starb 1849 im Bären.

Sein Haus war auf der Rosenburg 119, dem heutigen Haus Blecha.


Von seinem Großvater Senator/Rat Lorenz Wüstner gest. 1761 stammen alle in Mellau ansässigen Wüstner ab.

Der Hausname ‚Lorenzlar‘ würde also für alle Wüstner zutreffen.


 

Sohn Georg Anton Wüstner geb.1807 war Bärenwirt. Er hatte aus zwei Ehen 15 Kinder, von denen allerdings nur 7 das Erwachsenenalter erreichten. Die nach 1857 Geborenen wurden an der Prinzwies 110 (heutiger Besitzer Heinz Gorbach) geboren.


Kaspar Alois Wüstner aus Bizau, ein Neffe von Georg Anton Wüstner, kaufte den Bären 1857 von seinem Onkel.


Leider gibt es kein Foto, das den alten Bären vor dem großen Dorfbrand von 1870 zeigt.


 


1855 ist Jakob Kolumban Natter Orstvorsteher




1860 ist Leopold Stülz Orstvorsteher




1867 wird das Vereinegesetz beschlossen. Nun dürfen gemeinnützige und gewinnorientierte Vereine gegründet werden.


 

Ich habe zu dieser Geschichte ganz bewusst Musik aus der Zeit gewählt. Man kann sich dann so schön in die Zeit hineinversetzten, finde ich.

Einfach anklicken und weiterschmökern.



Mellau vor dem Dorfbrand



Mellau vor dem Dorfbrand: Lorenzo Hus Nr. 8 (Haus Wüstner)



1870 ist Leopold Stülz Ortsvorsteher




Die Bäder, wie das Rossbad in Krumbach, das Bad Andelsbuch, das Bad Reuthe, das Bad Mellau und das Bad Hopfreben waren für den Badebetrieb nur in den Sommermonaten geöffnet.

Deshalb findet man in Zeitungsinseraten wiederkehrende Bad Eröffnungen im Frühsommer.



 

Der große Dorfbrand



Das Feuer brach in der Schmiedewerkstatt am Platz (Schmeodlar Hus)

von Josef Alois Meusburger aus.

Der Bärenwirt baut nach dem Dorfbrand am Mellenbach eine ‚Notwirtschaft‘ und verköstigt die vielen Menschen, die am Wiederaufbau des linken Dorfkerns gebraucht werden.




 

Augustin Wacker aus Bichlbach in Tirol (an der Fernpassstrasse) ehelichte 1845 Maria Rosa Wüstner aus Mellau.

Dem Neffen Romedius Wacker aus Thaur in Tirol gelingt als Bauhandwerker der berufliche Einstieg in Vorarlberg durch seinen Onkel Augustin.


Wacker wird später ein namhafter Baumeister. Er wird Stadtbaumeister der Stadt Bregenz und erbaut unter anderem auch das wunderschöne Postgebäude am See.


 

Ing. Romedius Wacker plant und erbaut den Bären

Bauherr ist der Wirt des abgebrannten Bären

Kaspar Alois Wüstner


Bauzeit ist von 1871 bis 1873




1871 ist Josef Natter Ortsvorsteher





Während der Bauphase lernt Romedius Wacker die älteste Tochter des Bärenwirtes Maria Anna Wüstner kennen und lieben. 1878 wird geheiratet.

Marianne Wüstner ist eine sehr weltläufige Gastronomin, spricht Französisch und wird 1873 bei der Wiener Weltausstellung auserkoren die ‚Honneurs zu machen‘ (Empfangsdame).


Der Kunstmaler Rudolf Wacker ist ein Sohn dieser Familie.



Ausstellungshallen im Wiener Prater



Ein markantes und wuchtiges Gebäude, damals wie heute


Der neue Bären verfügt im Erdgeschoss über

5 Wannenbäder, später wird hier auch ein elektrisches Kraftwerk eingebaut.

Im 1. Stock befinden sich die Gastwirtschaft mit Küche und das Postamt


Im 2. Stock befinden sich der Veranstaltungssaal, die Eigentümer Wohnung und Zimmer


Im 3. Stock befinden sich Zimmer


 

Diese Häuser und die Kirche wurden alle nach dem Dorfbrand neu errichtet


1874 ist Johann Georg Metzler Ortsvorsteher



1875 konstruiert Josef Anton Sutter die erste Dampfmaschine im Bregenzerwald. Diese treibt seine Schmiede und Schlosserei in der Hinterbündt 107 an.








 

1877 bricht in der Werkstatt von Josef Anton Sutter in der Hinterbündt im Haus 96 Feuer aus.

Dieses Haus stand unterhalb vom heutigen Haus Mario an der Straße.

Dieses Haus und die Häuser 90 der Familie Zünd und 97 (heutiges Haus Mario)

werden Opfer der Flammen.

Sutter erhält ein Grundstück von der Viehweide in der Klaus. Er erbaut nun ein in Stein gemauertes Haus am Ortsrand.




Bregenzerwälder Blatt Oktober 1877








 


1879 ist Johann Georg Metzler Ortsvorsteher



Das älteste Mellauer Schulbild von 1882 mit Lehrer Jäger




1883 ist Josef Natter Ortsvorsteher

Er gründet 1885 die Freiwillige Feuerwehr








1886 baute Josef Anton Sutter ein elektrisches Kraftwerk für sein Haus in der Klaus. Dieses Kraftwerk lieferte den ersten elektrischen Strom im Bregenzerwald.





 




Situation heute: Nazes Hus und Haus von Jürgen Haller




Unterrain 46, Haus der Familie Natter (später Buroführars)





1889 ist Josef Feurstein Ortsvorsteher














 



Die 15 grösseren Brauereien im Bregenzerwald um 1890

Doren: Gasthaus zur Brauerei, Brenden

Sulzberg: Gasthaus Engel

Krumbach: Gasthaus zur Brauerei

Alberschwende: Gasthaus zur Brauerei

Egg: Gasthaus Oberbad, Gasthaus zur Traube

Schwarzenberg: Gasthaus zur Brauerei

Andelsbuch: Gasthaus Geser

Bezau: Gasthäuser Adler, Bären, Gams

Reuthe: Brauerei von Felder/Zengerle aus Egg und Bad Reuthe

Au: Gasthaus Krone

Schoppernau: Gasthaus Hirschen









Konzert im heranwachsenden Bären Kurpark



Enge, das ehemalige Sennhaus






 

1897 kaufen Nikolaus und Maria Hammerer den Bären.


Nikolaus Hammerer aus Egg ist Schreiner und seine Frau Maria ist Tochter des Bad Hopfreben Wirtes Xaver Moosbrugger aus Schoppernau.

Sie haben 5 Töchter.


Die Familie Hammerer hatte zuvor den Ochsen in Andelsbuch gepachtet (heutiges Heim von Michael und Martina Rüscher). 4 der 5 Töchten kamen in Andelsbuch zur Welt.

Xaver Moosbrugger ist der Erbauer des neuen Bad Hopfreben, das 1901 entstand. Das alte Bad Hopfreben stand etwas weiter talauswärts.



Gasthaus Ochsen Andelsbuch (hier steht heute das Haus von Martina und Michael Rüscher)



1897 gründet der Sonnenwirt Josef Greussing den Musikverein.

Zuvor bestand schon die sogenannte ‚Zehnermusik‘, die bereits 1878 das erste Mal ausrückte.








Die Bäckerei Felder, Haus 67 (heute Sport Natter)





Wetterschutzhütte Kanisfluh





 


1900 ist Josef Jakob Feurstein Ortsvorsteher



Werbekarte für Schreiber’s Handlung: das spätere ‚Glaser Hus‘ und Volksbank





 


Sutter galt als absolutes Konstrukteur Genie in Österreich, wohlhabend ist er aber nie geworden.


Kirchenchor Ausflug nach Bad Hopfreben mit Chorleiter Leo Simma




Alpe Hintersuttis


 











Im mittleren und späten 19. Jahrhundert gehörte der Wüstner Verwandschaft

nicht nur viele Privathäuser in der Gemeinde, sondern auch


das Gasthaus Klaus Mühle

das Gasthaus Kreuz

das Stahlbad Bären

das Gasthaus Traube

das Gasthaus Adler

das Gasthaus Löwen


Auch das nach dem Dorfbrand neuerbaute ‚Schmeodlar Hus‘ soll als Gasthaus gebaut worden sein, ging aber nie in Betrieb


 



Um 1900 enstanden die ersten kolorierten Postkarten. Graphische Büros veredelten Fotografien mit Farbe.


Seilerei Wüstner, gegründet 1880


Gasthaus Sonne


 





Bau der Achbrücke


 

Barbara Natter - Stülz, geb. 1865 und wohnhaft in Hirschlitten 128

(im späteren Haus von Alois Felder)

Ihre Mutter war eine Schwester von Nanni Moosbrugger,

der Frau von Franz-Michel Felder


Studium als Zeichnerin in Wien und Zeichenlehrerin in Karlsruhe und München


Barbara war eine begnadete Kunststickerin (Nadelzeichnerin) und machte Auftragsarbeiten auch für den Vatikan



 


Eröffnung der Wälderbahn 1902 am Bahnhof Egg





 




 


Straßenbau Raue Klaus



Straßenbau Raue Klaus




 



1905 ist Josef Jakob Feurstein Ortsvorsteher





Gesangsgruppe aus dem Kirchenchor mit Leo Simma







Der Kurpark



 


Die Familie Alois Bischofberger im Haus Übermellen 21






Alpe Obere




Prospekt Gasthof zum Bären



In der Bengath, Rosa Feuerstein, Theresia Meusburger, Johanna Moosmann


Gasthaus Adler, Adlerwirt Johann Peter Wüstner war auch Fotograf


Die Raue Klaus



 





Gasthaus Sonne mit Leopoldina Schwendinger mit Pflegekind

und Adlerwirtin Johanna Wüstner (Töchter des Sonnenwirtes Greußing)


Alpe Kanis




Zwischen Gasthaus Sonne und Kegelbahn

Im Bildmitte zu sehen ist die Telefonleitung zum Bären ins Postamt, die 1908 errichtet wurde.







Der neue Sonnenwirt Leopold Felder (links) vor der festlich bekränzten Sonne.

Die ‚Sträußle‘ wurden den Tanzpartnern von den Damen angesteckt.


Ende Teil I


Diese Dokumentation erhebt keinen historisch- wissenschaftlichen Anspruch. Es ist vielmehr ein Bilderbuch über die Gemeinde Mellau. Viele der Fakten stammen von Zeitzeugen und Fehler passieren. Ich möchte mich dafür entschuldigen.


 

Eigentlich wollte ich diese Geschichten in mehreren Teilen als Video verarbeiten, damit es auf dem Infokanal in den Gopfgemeinden gezeigt werden kann. Mittlerweile ist die Geschichte mit so vielen historischen Zeitungsartikel gespickt, dass das eigentlich nicht das richtige Format ist. Den einen geht es zu schnell, den anderen zu langsam.