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Mellau - Land am Strome

Mellau hatte schon immer mit der Naturgewalt Wasser zu kämpfen. Die Bregenzerache und der Mellenbach, aber auch kleinere Gerinne wie der Dürrenbach, der Hoato Bach und der Mückenbach wurden mehrmals lebensbedrohlich für die angrenzenden Bewohner. Johann-Georg Matt aus Oberfeld (Grossvater von Tone Matt) betrieb eine Landwirtschaft in der unteren Zimmerau. Bewirtschaftet wurden haupsächlich die Hanglagen, da die Bregenzerache sich mehrmals pro Jahr über die Ebenen hermachte. Aus diesem Grund übersiedelte die junge Familie nach Oberfeld. Im folgenden Jahr lief der Dürrenbach durch das Haus der Familie Matt in Oberfeld.


Deshalb führte damals die Straße von Bezau nach Reuthe über die Heerburg nach Mellau. Durch die raue oder wilde Klaus gab es mit dem Fuhrwerk kein Durchkommen.

Der Achsteg in Mellau musste alle 4 bis 5 Jahre erneuert werden. Die 24 Meter langen Hölzer kamen vom Kaniser.


Ab Mellau führte die Straße über die Hirschlitten nach Hirschau. Der Anstieg war für Roß und Fuhrmann eine Herausforderung. Im Engel in Mellau waren die Vorspann-Pferde eingestellt. Selbstverständlich fand man die Fuhrleute auch in der Wirtschaft. Man sagte damals, man müsse im Engel das Weihwasser nehmen, bevor man über die Hirschlitten fuhr.


Nicht zuletzt durch den aufstrebenden Bäder Tourismus in Hopfreben und im Bad Mellau, gab es immer lautere Stimmen, die Straße entlang der Ache endlich zu bauen. Um 1900 fuhren der deutsche Thronfolger und seine Entourage bereits mit einem Automobil auf dieser Straße. Die Straße entlang der Ache wurde von 1902 bis 1904 gebaut.

Vorarlberger Volksfreund 16.8.1902

 

Das letzte Nadelöhr war die Raue Klaus


Von 1904 bis 1906 baut Johann (Giovanni) Bertolini eine Straße durch die raue Klaus

Vorarlberger Volksblatt 20.1.1903

Rechts mit Stock zu sehen ist Johann Bertolini

 

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1910 gab es ein Jahrhunderthochwasser, praktisch im ganzen Land. Außer der neuerbauten Achbrücke gab es in Mellau danach keine Brücken mehr. Besonders vom Dorf auswärts bis zur Klaus waren alle Weideflächen verwüstet und im Gasthaus Klausmühle stand das Wasser meterhoch.

Die Straße von Bezau bis nach Schröcken war eine sogenannte Konkurrenzstraße und gehörte praktisch den angrenzenden Gemeinden. Die Ufersteine wurden im Steinbruch Im Brand in Hirschau gewonnen.

Vorarlberger Landeszeitung 3.10.1910

 

Das nächste Hochwasser in Mellau gab es bereits 1912.

Die Lorenbahn bei der Baustelle Klaus wurde bei diesem Ereignis verschüttet. Schotter hatte man allerdings genug. Es ist heute unvorstellbar, dass solche Projekte nur mit Mannes- und Pferdekraft bewerkstelligt wurden.

Die Wuhrarbeiten gingen weiter bis zum Ausbruch des Weltkrieges 1914. Nun brauchte der Kaiser seine Männer.


Das nächste Hochwasser ereilte die Mellauer im August 1918. Dieses Mal wütete der Mellenbach. Die Eisenbrücke, die über den Mellenbach führte, wurde mitgerissen. Auf einmal mußte sich die eine Ortshälfte überlegen, wo sie das Brot her bekamen.

Vorarlberger Landeszeitung 10.8.1918

 

Nach dem Weltkrieg gingen die Arbeiten in der Klaus weiter.

Vorarlberger Volksblatt 19.1.1919

Vorarlberger Volksblatt 12.3.1919

 

Seit 1918 gab es eine Behelfsbrücke über den Mellenbach. Nun wurde 1923 eine neue Brücke gebaut. Eine Novum war die gedeckte Seitenkonstruktion. Diese Brücke lag oberhalb von der heutigen Brücke.

Um den Geschiebefluß der Ache zu verringern wurde 1926 die Sohlschwelle in der Zimmerau gebaut.

Vorarlberger Volksblatt 13.2.1926

Franz Feuerstein (Bäschlorlar) aus Bizau vorne rechts zu sehen, mit seinen Arbeitern.

 

Auch kleine Bächlein wie der 'Hoato Ba' waren eine ernste Bedrohung für Mensch und Vieh.

1931 wurde die Sohlschwelle am Mellenbach (Schwellwuhr) gebaut.

In den Dreissiger Jahren wurde mit dem Wuhrbau an der Ache von Mellau bis Hirschau begonnen. Man beachte den damaligen Lauf der Bregenzerache.

Aus dieser Zeit stammt auch das berühmte Foto von Eugen Bischofberger, Sonnenwirt in Mellau. Es zeigt die Achbrücke, die 1902 erbaut wurde und den Privatomnibus von Franz Xaver Strolz aus Schröcken. Fahrer war damals Raimund Moosmann aus Mellau (Großvater von Marielle Moosmann-König).

Für den Wuhrbau am Mellauer Oberlauf der Ache wurden die Steine im Steinbruch in der Bengath gewonnen. Es wurde eine Lorenbahn von der Ache bis in die Bengath gebaut. Anfangs zog noch ein Pferd das Bähnle, später dann eine Diesellok. Auf dem nächsten Foto sehen wir Fuhrmann Leopold Felder mit seinem Pferd. Gut zu sehen ist auch der Steinhebeaufzug und im Vordergrund Vorsteher Anton Hänsler.

Die Flächen im Weiler Mischen links und rechts der Ache heißen bis heute im Volksmund 'Gschtuonat' und waren früher die Überlaufflächen der Bregenzerache.


Mit der Verbauung des Mellenbach hat man noch vor dem zweiten Weltkrieg begonnen

Die Straße von Klaus bis Mischen wurde 1940 staubfrei gemacht. Zu sehen ist die Asphaltiermaschine.

Bis zum Bau der Umfahrungsstraße 1972 bis 1976 und dem Bau der Zimmeraubrücke war die Zimmerau nur über die Zimmerauerstraße erreichbar.

Die Mellenbrücke wurde 1940 nach einem Hochwasser noch einmal verstärkt. Dieses Foto zeigt den Einmarsch der französischen Besatzungsmacht (Marokkaner) im Mai 1945.

Nach einem erneuten Hochwasser im September 1951 wurden die Mellenbrücke über 6 Tonnen gesperrt. Dies galt bis die neue Brücke 1953 im Herbst eröffnet wurde.

Vorarlberger Nachrichten 10.9.1951

Vorarlberger Nachrichten 24.9.1951


Im Jänner 1952 wurde mit dem Bau der heutigen Mellenbrücke begonnen. Der Bau zog sich bis Herbst 1953, da es erhebliche statische Probleme gab. Einige Arbeiter bei diesem Brückenbau blieben in Mellau hängen und sind oder waren hier verheiratet.

Vorarlberger Nachrichten 19.5.1953

Im Juli 1954 kam das nächste Hochwasser. Das mühsam abgetrotzte Gelände in der Achsiedlung wurde einmal mehr zum 'Gschtuonat'

Vorarlberger Nachrichten 7.7.1954

Die Regulierung der Gewässer hat natürlich neuen notwendigen Baugrund geschaffen in den Parzellen Mischen, Achsiedlung, Hinterbündt, Oberfeld, Prinzwies, Übermellen, Islen, In der Mellen, Zimmerau und Klaus. Aber die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass es nach wie vor immer noch zu Überschwemmungen kommen kann.



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