Drei Gastronomie Kollegen, drei Freunde oder mehr als das, drei Seelenverwandte.
Die Geschichte vor der Geschichte.
Hubert Moosbrugger aus Bizau und Manfred Robausch, genannt Hopsi aus der Steiermark
hatten im Hotel Kreuz in Mellau die Lehre als Koch und Kellner absolviert. Ich habe nach meiner Kochlehre im Gasthof Adler in Mellau im Herbst 1976 beim Bundesheer abgerüstet.
Manfred Robausch und Hubert Moosbrugger in ihrem Zimmer im Hotel Kreuz in Mellau.
Adlerwirt Albert Matt in Mellau war seit dem Frühjahr 1976 alleiniger Besitzer der Schihütte. Im Sommer wurde ein Anbau getätigt. Im Herbst hatte Tone Matt Hopsi und mich gefragt, ob wir im kommenden Winter die Schihütte übernehmen wollen.
Hubert hatte bereits im Sporthotel Körbersee als Koch zugesagt. Hopsi und ich halfen Tone Matt mit dem Innenausbau der neuen Schihütte.
Im alten Lokal wurde ein neuer Bartresen gebaut, im angrenzenden neuen Stüble wurde der erste Billard Tisch in Mellau aufgestellt. Eine professionelle DJ Anlage mit scharfen Bull Magnat Boxen wurde angeschafft.
Auch ein Doppelzimmer mit Dusche fand im Anbau Platz.
Anfang Dezember war dann die Neueröffnung der Schihütte. Das Konzept war relativ einfach.
Geöffnet sieben Tage die Woche von 9:00 Uhr bis 2:00 Uhr. Hops war alleine im Service. Ich war alleine in der Küche und am Buffet. Am Mittag gab es ein Menü, das im Adler zubereitet und von Tone täglich geliefert wurde.
Zu dieser Zeit gab es weder eine Spülmaschine in der Küche noch eine Gläserspülmaschine am Buffet.
Da das Geschäft einschlug wie eine Bombe, durfte Gisela Dreher vom Adler aushelfen in der Küche und am Buffet.
Jeden Abend öffnete um 20:00 Uhr die erste Diskothek in Mellau in der Schihütte. Dann war ich DJ.
Das war ein Winter mit sehr viel Schnee und sehr viel Wind. Die Schikurse wurden alle am Kitzbühel abgehalten. Hubert war am Körbersee wochenlang eingeschneit und besuchte uns das erste Mal im März.
Schischulleiter Hubert Ratz meinte: Ist das eine Bar oder ein Beatschuppen?
Der legendäre Pyjamamball im Fasching 1977.
Aufgenommen von Tone Matt mit seiner Super 8 Schmalfilmkamera.
Nach dieser harten Wintersaison, hatten wir bei mir zuhause in meiner Kellerbar eine gehörige 'Fise'. Nach einer durchzechten Nacht stand der Beschluss fest, dass wir irgendwann eine Time Out brauchten. Das vorausgegangene Brainstorming brachte allerhand Ideen: Non einem Jahr Zelten in Schönenbach bis zu 'Zalp gong i Wölflars Gunto' war alles dabei.
Diese Bild entstand morgens gegen 6:00 Uhr, als wir Ziegenbauern im 'Wölfler' werden wollten. Die beiden rechts sind Hubert und ich.
Dann hatte Hubert die glorreiche Idee, eine Kiste Zigarren in Sumatra zu holen. Auf einmal war der Fall für uns klar. Time Out für ein Jahr, sobald wir es uns leisten konnten und die Zigarren in Sumatra, Indonesien holen.
Hopsi nach der durchzechten Nacht.
Um Geld zu verdienen, setzte ich mich sofort in die Schweiz ab, Hopsi folgte mir im Herbst und Hubert arbeitete als Koch auf der Waldrast in Sibratsgfäll.
Ab dem Frühsommer 1977 liefen dann schon die Vorbereitungen. Wir schauten uns mögliche Strecken Varianten nicht nur im Atlas, sondern auch auf dem Globus an.
Durch Zufall kam ich in der Schweiz an einen Reiseführer, der die Sache sehr viel einfacher machte. Es war zu dieser Zeit IN als junger Europäer nach Kaschmir, Indien zu fahren. Kaschmir war als 'Happy Valley' bekannt und rühmte sich, der einzige Ort der Welt zu sein, wo Drogen legal seien. Das war nicht gerade der Motivationsfaktor für uns, da wir uns mit Drogen überhaupt nicht auskannten.
Ab Anfang April 1978 waren wird dann alle wieder zusammen. Wir kauften einen 15 jährigen VW Bus Bulli T1 in Götzis um 3.500,- der schon als Campingbus ausgebaut war. Das System war einfach. Im Innenraum befanden sich längs 2 Kisten mit Stauraum, darauf Matratzen zum Schlafen. Über dem Motor bei offener Heckklappe installierten wir eine kleine Küche mit einem 2 Flammen Gaskocher und einem 50 Liter Wasserfass.
Hopsi schaut sich unseren Bus an.
Dann kam die große Ernüchterung. Hopsi erhielt einen Anruf von seinen Eltern aus der Steiermark. Seine Einberufung zum Bundesheer war ins Haus geflattert. Alle Bitten um Aufschub wurden nicht erhört. Hubert und ich hatten Hopsi seinen Kostenanteil ausbezahlt und Hopsi reiste am folgenden Tag in die Steiermark ab.
Hubert's Bruder Kurt war damals in der HTL Bregenz. Er fertigte für uns Metallgitter für die Frontscheinwerfer und ein abnehmbares Gitter für die Frontscheibe. Wir haben in unserem Führer gelesen, dass man einem in Kurdistan Steine nachwerfen soll.
Kurt hat den Bus von 6 auf 12 Volt umfunktioniert, damit unser Radio mit Kasettenteil lief.
Endlich konnte ich meine Musik von Bob Dylan, Cat Stevens und den Rolling Stones nicht nur hören, sondern auch fühlen.
Unser Reisebudget war sehr moderat und jetzt konnten wir die ganze Sache nur noch auf uns zwei aufteilen. Oberste Prämisse war immer, dass wir uns im Notfall vom entferntesten Punkt jederzeit einen Flug in die Heimat leisten konnten. Das mussten wir auch unseren Eltern versprechen.
Aber es hatte auch einen grossen Vorteil. Hopsi war genau gleich wie ich gestrickt. Genaue Planung, ja nichts dem Zufall überlassen, bestimmend etc. Hubert war genau das Gegenteil, ihm war alles egal, solange es Richtung Sumatra ging. Wir haben uns nicht einmal gestritten. Hopsi und ich hätten uns oft in die Wolle gekriegt.
Am 14. April 1978 ging die Reise los. Zuerst mussten wir natürlich Hopsi in Weiz besuchen.
Das erste Abendmahl am Pass Thurn.
Die Neue 20.4.1978
In Jugoslawien haben wir das erste Mal die Schneeketten montiert um aus dem Dreck zu kommen.
Auf dem Dach hatten wir 3 Reserve Reifen und 4 Kanister für Benzin. Ansonsten hatten wir unter dem Fahrersitz noch einen Keilriemen, der schon dort war, als wir den Bus gekauft hatten. Sonst hatten wir keine Ersatzteile und kein Werkzeug.
Dafür war die Küche perfekt ausgestattet.
Rijeka Jugoslawien, das erste Mal am Meer für uns Beide.
Kurz vor Split hatten wir den ersten Plattfuß an einem Hinterreifen.
Wir fanden einen Wagenheber, aber der war wertlos, da die Unterkonstruktion am Bus völlig rostig war und entlang dem Rahmen taten sich Löcher gegen den Innenraum auf. Hubert hat kurzerhand den Bus hinten angehoben, während ich dass Rad wechselte.
Übrigens, Hubert war mein Bodyguard. Er hat vor nichts und niemanden Angst, ich schon.
Übernachtet haben wir meistens in irgend einer Büdt, natürlich ohne vorher zu fragen.
Abendessen, Ravioli mit einem dalmatischen schweren Roten, frisch vom Fass.
Unser Schlafplatz über den Dächern von Dubrovnik.
Budva, Montenegro.
Kurz vor der albanischen Grenze mussten wir ins Gebirge. Albanien war damals abgeschottet wie heute Nordkorea.
Die Bäuerin hatte Angst, wir würden ihr ein Schaf schlachten.
Eigentlich wollten wir laut Reiseplan bis Piräus, dann mit der Fähre zur Insel Chios und dann mit einer weiteren Fähre zum türkischen Festland.
Leider wurde diese Fährverbindung zwischen Griechenland und der Türkei seit der Zypern Krise 1974 eingestellt.
So mussten wir den weiten Weg zurück über Thessaloniki nach Istanbul.
In Griechenland war wild campieren verboten.
Auf dem Campingplatz in Larissa. Von hier aus ist es eine Stunde bis zum Olymp.
Campingplatz Athen, Griechenland.
Direkt am Meer und direkt am Flughafen.
Waschtag.
Friedensreich Hundertwasser hätte seine wahre Freude mit unserer Wäscheleine gehabt.
Hubert vor dem Parthenon.
Campingplatz Katerini, Griechenland.
Frische Miesmuscheln zum Abendessen.
Campingplatz Alexandroupoli, Griechenland.
Unsere Schweizer Nachbarn kommen aus Indien zurück und geben uns wertvolle Tipps.
Campingplatz Istanbul, Türkei.
Die Blaue Moschee.
Abendstimmung am Bosporus,
Orient und Oxident. Ein erhebendes Gefühl. Dort drüben ist Asien.
Am nächsten Tag geht es in die Stadt.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Die zwei Wälder Köche sind im Himmel.
Auf Wiedersehen Europa.
Hier wollte mir die türkische Polizei die Kamera nehmen, da die Bosporus Brücke militärisches Gebiet sei.
Zwischen Istanbul und Ankara.
Die Campingplätze werden rustikaler. Die Menschen sind sehr nett.
Hier haben wir 3 Tage auf Benzin gewartet.
In Ankara haben wir das iranische Visum in der Botschaft geholt.
Ab Erzurum hatten wir diese Sicht beim Fahren. Kurt's Gitter wurde montiert.
Vorne zu sehen die Wegweiser nach Irak, Syrien und Iran.
Das Abenteuer durchs wilde Kurdistan beginnt.
Wir fahren durch das Grenzgebiet von Syrien, Irak, Armenien, Aserbaidschan und Iran.
Am Tahir Pass fliegen die ersten Steine.
Ganz in der Nähe ist der Berg Ararat mit 5.137 Meter. Die Arche Noah haben wir nicht gefunden.
Strassensituation kurz vor der persischen Grenze.
Ein Schlagloch zuviel. Beim Wasserfass hat es uns den Spund rausgepfeffert und beim Dachständer ist ein Steher gebrochen.
Nach 4 Stunden an der Grenze kommen wir in Tabriz im Iran an.
Im Gegensatz zur Türkei war der Iran damals ein fast westliches Land mit allem Komfort.
Das Benzin kostet damals 30 Groschen der Liter.
Nachdem unser Dachständer geschweisst wurde ging es weiter nach Takestan.
Am Campingplatz in Takestan.
Hier haben wir das Berliner Paar Waltraud Knoblauch und Klaus Stadelberg getroffen. Sie schlugen uns vor, ab sofort im Konvoi zu fahren, das wir die gleiche Strecke hatten bis nach Indien. Also die Beiden waren Piefke Saga hoch zehn.
Die deutsche Gründlichkeit war zu spüren. Fast einen gesamten Motor an Ersatzteilen, allerlei Werkzeug, Luftfilter auf dem Dach für die Wüste etc. Da konnten wir mit unserem Keilriemen nicht mithalten.
Die Strassen wurden immer besser und in Richtung Teheran wurde es immer grüner.
Seit Takestan nahmen die Unruhen in den Kleinstädten immer mehr zu. Es gab überall Demonstrationen. Wir hatten ja keine Ahnung, dass man dabei war, den Schah von Persien abzumontieren und dass der Ayatollah in Paris schon in den Startlöchern war. Hat uns auch nicht wirklich interessiert.
Vielleicht hätte man vor der Abreise statt dem Bravo Heftle den Spiegel lesen sollen?
Das Vieh schaute etwas komisch aus.
Mit den Berlinern auf dem Camping Platz in Teheran.
Waltraud: Mensch Alter, auf den Toiletten siehts ja wieder aus! Klaus: Nächstes Mal muss de in Schwarzwald fahren, du dusslige Kuh!
Die Unruhen auf den Strassen in Teheran nahmen immer mehr zu. Da reitet er noch, der Reza Pahlavi. Am 19.1.1979 wird er das Land für immer verlassen.
Und die Wälder immer mittendrin, nicht nur dabei.
Die Freiheitsstatue von Teheran.
Am nächsten Morgen mussten wir zur afghanischen Botschaft, die Visa holen. Dort angekommen war ein Riesen Tumult. Keiner wusste was los war. Schlussendlich erfuhren wir, dass das Land bis auf weiteres geschlossen war. Was niemand wusste, war Folgendes:
Was als sowjetische Hilfe für einen Staatsstreich anfing, endete in einem jahrelangen Krieg.
Und die Wälder mittendrin, nicht nur dabei.
Also was tun? Nach Afghanistan und über den Khaiber Pass nach Pakistan ging nicht.
Also ab in den Süden. Durch den ganzen Iran durch, ganz unten rechts abbiegen, da gehts nach Pakistan. Dann durch ganz Pakistan ohne Strassen hochfahren und dann rechts abbiegen nach Indien. Klingt irgendwie logisch, oder?
Richtung Qom, wo die Atomwaffen lagern.
Die Sheik Lotfollah Moschee in Isfahan.
Der neue Sheik heisst Hubert Moosbrugger und kommt aus Bizau.
Die guten Strasse sind Geschichte und es wird langsam warm. 45 Grad und nachts kaum Abkühlung.
Ab sofort lesen unsere Eltern zuhause in der Zeitung, dass Pakistan und Indien mit einer nie dagewesenen Hitzewelle zu kämpfen haben. Wir haben natürlich geglaubt, die Hitze sei normal.
In der Nähe der Grenzstadt Zahedan.
Hubert hat 'Buro Reas'.
An der Grenze ging es dieses Mal erstaunlich gut. Allerdings hatten wir wieder einen Plattfuß. Gewechselt mit der altbewährten Methode.
Unser kleiner Konvoi ist in Pakistan angekommen.
Irgendwo auf dem Weg nach Quetta. Die Distanzen sind in Meilen angegeben. (x1.6)
Wo ist hier bitteschön die Strasse. Zu diesem Zeitpunkt, musste Hubert hinten sitzen, da der Stossdämpfer vorne rechts den Geist angegeben hat. Ich musste immer Vollgas fahren, da wir ja nicht steckenbleiben durften. Wir hatten ja keine Schaufel.
Die Berliner sind oft mit einem halben Tag Verspätung am Ziel angekommen. Die konnten es sich leisten, ihren Bus zu schonen.
Aber dann hat der Berliner Klaus immer geflucht und mit sich selbst geredet: Ich sags ja immer, hinterm Brenner beginnt der Balkan und von dort an lauert der permanente Anschiss!
Nach 1200 km Standpiste, gab es auf einmal eine neue Strassen, die die Engländer am bauen waren.
Wir sind in Quetta angekommen. Die Temperatur liegt nun bei 50+ Grad und die Moskitos werden unausstehlich.
Ein Bus aus England.
Quetta ist dort, wo man das Fladenbrot noch nach guter, alter Methode mit den Füssen knetet.....
....und die Biebele anmalt, bevor man sie verkauft.
Jetzt geht es in die Berge von Belutschistan.
Die wunderschön verzierten Busse in Pakistan.
Das fahrende Hotel der Rotel Tours ist uns öfters begegnet. Ein deutsches Unternehmen, dass es bis heute gibt.
Tagsüber wird im Bus gefahren, nachts wird in der Kabine im Anhänger geschlafen. Gekocht wird zusammen. Eine super Sache für Studenten und Jugendliche.
Wieder Sandpiste.
In der Nähe von Multan.
Holz ist Mangelware in der Wüste.
Der Dachständer gibt endgültig den Geist auf. Also Benzin und Reifen in unser Wohnzimmer und der Dachständer in die Wüste.
Wir fahren jetzt nur noch mit Sonnenbrille und Mundschutz. Der Sand kommt von unten durch die Löcher im Boden ins Innere des Busses. Auch das Kasettenradio hat Sand im Getriebe.
Irgend wann kommen wir in Lahore in Nordpakistan an. Die Temperatur hatten eher noch zugenommen.
Wir mieten uns im YMCA ein.
Die pakistanische Pritsche war nichts für 'an gstandono Büzouar'.
Die Badshani Moschee in Lahore.
Einlass war nur barfuß oder mit Prada erlaubt.
Wir steigern das Bruttosozialprodukt.
Augen zu und durch.
Unser Empfangskomitee in Amritsar, Indien.
Hier muss jeder Globetrotter einmal gewesen sein, im Mrs. Bandaris's Guest House in Amritsar.
Im Vergleich: links mein Bild von 1978, rechts ein Bild aus dem Internet von 2013
Mrs. Badari war eine typische indische Herrin, very posh, very demanding and very commanding. Damals war sie schon über 80 Jahre alt. Über ihrer Küche war das Schild Commando Bridge angebracht.
Das Essen war wunderbar.
Am nächsten Morgen ging es los Richtung Kaschmir .
Am Abend oberhalb von Jammu auf 1200 Meter. Angenehme 30 Grad und keine Moskitos.
Hubert zeigt uns seine pakistanischen Moskito Einstiche.
34 PS sind halt wenig für die Strasse ins Hochgebirge.
Gute Unterhaltung.
Das Tor zum Happy Valley.
Hier wächst er, der Basmati Reis.
Ganz im Hintergrund der K2 und der Nanga Parbat.
Übrigens wurde in Kaschmir damals schon um den Grenzverlauf zwischen Indien und Pakistan gekämpft.
Srinagar ist wie Venedig nur mit Süßwasser. Drei Seen verbunden mit ein wenig Festland. Das gesamte Leben spielt sich auf dem Wasser ab.
Auf dem Campingplatz in Srinagar.
Unsere Nachbarn aus England, Holland, Frankreich und USA.
Baba klopfte am ersten Abend leise an unsere Türe. Er empfahl sich mit einigen Empfehlungsschreiben als Butler. Für ungefähr 2 Schillinge pro Tag, erledigte er alle Einkäufe, war unser Taxi und guter Freund.
Hier beim Afternoon Tea auf seinem Full Springseat boat.
Es gibt keine Hotels in Srinagar, aber es gibt Hausboote als Hotels.
Das Leben spielt sich auf dem Wasser ab.
Auch die Badeanstalt war auf einem Hausboot, mit British High Tee, verseht sich.
Unser Büssle hat mit uns einiges mitmachen müssen, aber man hat es immer wieder auf Vordermann gebracht. Aber jetzt war die Lichtmaschine im Eimer.
Auf dem Bild sehen wir die zertifizierte VW Werkstatt in Srinagar. Die hatten keine passende
Lichtmaschine, aber sie haben die alte neu gespult.
Nach einer Woche verlassen wir Srinagar und fahren nach Süden. Die Berliner blieben noch in Srinagar und warteten die Schneeschmelz ab um ins tibetische Lee und Ladakh zu gelangen.
In Jammu treffen wir zwei US Amerikaner, die aus Südindien kommen.
Ihr Bericht ist vernichtend. Die Hitzewelle sei so unerträglich, dass Einheimische auf der Strasse tot umfallen würden. Ausserdem habe die Regenzeit heuer viel länger gedauert und deshalb sei die Strasse nach Nepal unbefahrbar. Ausserdem kam eine Meldung, dass Afghanistan wieder offen sei.
Ist unser Traum nun wirklich geplatzt. Wer holt die verdammten Zigarren in Sumatra? Nach einer unruhigen Nacht stand am folgenden Morgen der Entschluss fest. Wir fahren zurück nach Pakistan, dann über den berühmten Khaiberpass nach Afghanistan, dann durch den Iran, Syrien, Irak in den Libanon, dann rund ums Mittelmeer nach Gibraltar und über Spanien wieder nach Hause.
Wir waren zu diesem Zeitpunk noch keine 2 Monate unterwegs und hatten ein Jahr geplant.
Unterhalb von Jammu riss unser Keilriemen. Nun musste unser einziges Ersatzteil herhalten.
Am nächsten Tag ging es zurück nach Pakistan in Richtung der geteilten Hauptstadt von Islamabad und Rawalpindi.
Auf Höhe des Flughafens von Rawalpindi gab es eine gröbere Explosion im Motor.
Der Keilriemen war zu breit, und riss nach wenigen Kilometern. Da die Kontrolllampen im Bus nicht gerade hell leuchteten, sah ich das nicht. Irgend wann war der Motor dann so heiss, dass er explodierte.
Als Hubert und ich ausstiegen, hat Hubert erbrochen und ist mehr oder weniger kollabiert. Ich rannte zur Flughafen Tankstelle hinüber und bat um Hilfe.
Ein Sohn der Tankstelle veranlasste sofort, dass wir im nahen Interkontinental Hotel ein Zimmer bekamen. Er ließ in der Zwischenzeit den Bus abschleppen.
Als wir im Hotel mit air-condition ankamen, bemerkten wir erst, dass es draussen 53 Grad hatte.
Die Tankstelleninhaber Familie war westlich orientiert, hatte Kontakte in die Schweiz und half uns wo es ging.
Sie bestellten ein Taxi für uns und ich fuhr mit Hubert ins Hospital. Das war ein Erlebnis, wie man es nur aus dem Film kennt. Blutverschmierte Bettlacken, Moskito Netze über den Betten usw. Es stelle sich heraus, dass Hubert total dehydriert war und Anzeichen von Typhus hatte.
Ich fuhr mit dem Taxi zurück ins Hotel. Als ich den Taxifahrer bezahlen wollte, schlug er mir vor, er würde in den nächsten Tagen nur für uns da sein, wenn er das Autoradio vom Bus bekäme.
Am folgenden Tag konnte ich Hubert vom Krankenhaus abholen. Es ging im nicht gerade gut, aber besser.
An diesem Morgen erfuhren wir, dass Afghanistan schon wieder geschlossen sei.
Hubert im Interkontinental Hotel.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Taxi zur österreichischen Botschaft. Der Botschafter empfing uns mit den Worten: Hearst Buobn, hobst die Scheisserei?
Der Botschafter war sehr hilfreich. Unser Hauptproblem war der Bus . Seit der Türkei bekamen ich bei der Grenze einen Stempel in den Pass, dass ich das Auto wieder ausführen müsse, damit man es nicht verkaufen könne. Nun fehlte mir der pakistanische Ausreisestempel. Es gab zwei Möglichkeiten. Wir mussten das Auto offiziell verschrotten lassen, um den Stempel zu bekommen, oder wir mussten es offiziell der Regierung überschreiben. Wir wählten Letzteres.
Irgendwie wussten wir, wenn wir jetzt nicht nach Hause reisen, geht das nicht mehr lange gut.
Anschließend machten wir vermutlich alles in der verkehrten Reihenfolge. Zuerst kauften wir 2 grosse Koffer, um unser Fotomaterial und unsere Souvenirs einpacken zu können. Dann gingen wir zu der vom Botschafter empfohlenen Travel Agency und buchten Flüge.
Mit PIA (Pakistan International Airways) am folgenden Tag um 20:00 Uhr von Islamabad nach Karatschi. Weiterflug am folgenden Morgen 5:00 Uhr mit PanAm von Karatschi über Teheran und Istanbul nach Rom und mit Alitalia nach Zürich.
Mit dem Custom Warehouse (Zollbehörde) hatten wir am folgend Tag um 17:00 Uhr einen Termin ausgemacht, um den Bus abzugeben.
Am Nachmittag hatte ich auf einmal Bauchschmerzen und ich hatte die gleichen Symptome wie Hubert. Der Taxler brachte mich ins Spital. Ich durfte noch in der Nacht zurück ins Hotel, fühlte mich aber sehr schlecht. Am folgenden Nachmittag bauten Hubert und der Taxler das Autoradio aus.
Dann fuhren die Beiden mit den Büssle im Schlepptau zur Zollbehörde.
Um 18:00 Uhr kam der Taxler zurück ins Hotel ohne Hubert. Er sprach kein Wort Englisch. Der Mann deutete mir nur ich müsse mitkommen. Also habe ich mich aufgerafft und fuhr mit ihm zum Warehouse. Eigentlich logisch, die Offiziere wollten den Mann sehen, dem der Pass mit den Autostempeln gehörte. In 5 Minuten war alles erledigt.
Wir fuhren zurück ins Hotel und erreichten gerade noch unseren Flug.
Die ursprüngliche Reisroute möchte ich euch nicht vorenthalten. Wir wären nach Nepal und dann nach Madras gefahren.
Dann mit der Fähre nach Medan, Indonesien. Dort hätten wir die Zigarren geholt. Dann wären wir mit der Fähre nach Penang, Malaysien und weiter mit dem Bus nach Bangkok gefahren. Dort hätten wir den Bus verkauft und wären mit Aeroflot für 80 US Dollar nach Ostberlin geflogen.
Das Problem beim Fliegen war, das wir beide ständig zur Toilette mussten, speziell wenn man angeschnallt sein musste.
Irgendwann sind wir dann in Rom in den Flieger eingestiegen. Dort hat es Rotwein gegeben. Wir beide tranken nur einen Schluck und mussten beide schon wieder zur Toilette rennen.
Dann sind wir mit dem Zug nach Bregenz gefahren und mit dem Wälderbähnle bis nach Egg.
Vom Bahnhof habe ich zuhause angerufen. Mein Vater war am Telefon. Er hat sich überhaupt nicht ausgekannt, weil am Tag vorher eine Ansichtskarte aus Indien angekommen war.
Seither ist Grün eine sehr schöne Farbe für mich.
Die Moral von der Geschichte: Lebe deine Träume, solang du jung bist, später wirst du dich vielleicht nicht mehr trauen.
In den 90er Jahren habe ich Hopsi und seine Gattin Traude auf eine 14-tägige Kreuzfahrt in Asien eingeladen. Sumatra war natürlich auch dabei.
Das traurige Detail am Rande ist, dass man seit damals die gleiche Strecke als Österreicher nicht mehr mit dem Auto zurücklegen kann, dann immer irgendwo Krieg herrschte oder herrscht.
Klaus Riezler und Hubert Moosbrugger.
Diese Geschichte möchte ich im Namen von Hubert unserem Blutsbruder Hopsi widmen, der vor gut zwei Jahren nach eine Routine Operation völlig unerwartet von uns gegangen ist.
Danke Luis
Wunderbare Geschichte Klaus.