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Tannberg Fritz und Gamsweorts Tone ufm Schiff


Die zwei gastronomischen 'Urgesteine' Fritz Moosbrugger aus Schnepfau und Tone Nenning aus Bezau haben im Winter 1970 auf der TS Bremen als Stewards gearbeitet. Ob sie damals schon gewusst haben, auf was für einem geschichtsträchtigen Schiff sie angeheuert haben. Vermutlich nicht. Sie wollten die Welt kennenlernen, genau so wie ich, gut zehn Jahre später.


Tone Nenning und Fritz Moosmann auf der Bremen.


 

Die Geschichte der Bremen.


Die Reederei 'Der Norddeutsche Lloyd' und die Bremen haben eine lange Geschichte. Nach 1858, 1897 und 1923 lief am 16.7.1928 die Bremen Nummer IV vom Stapel der Weser Werft in Bremen.




Dieses Schiff wurde zur Legende, da es 1929 das Blaue Band für die schnellste Atlantik Überfahrt von Europa nach New York City, USA in 4 Tagen, 17 Stunden und 42 Minuten holte. Sie war somit das schnellste Schiff der Welt.


Das war eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,91 Knoten oder 51,69 kmh.


Vor dem Düsenflugverkehr war Geschwindigkeit ein Muss auf hoher See. Die heutigen Kreuzfahrtschiffe fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18 Knoten oder 33.3 kmh. Heute dauert eine Atlantik Überfahrt zwischen 7 und 8 Tagen.


Der Ballsaal der Bremen.


Die Bremen und ihre Schwester die Europa hatten ein Wasserflugzeug auf dem Oberdeck, das mit einem Katapult gestartet wurde und mit einem Kran an Bord gehievt werden konnte.



Die Bremen Nummer IV brannte 1941 im Hafen von Wesermünde aus und wurde danach verschrottet.


Das Ende der Bremen am 16.3.1941.


 

Nun aber zur Bremen Nummer V auf der unsere zwei Bregenzerwälder Stewards gearbeitet haben.


Das Schiff wurde 1936 von der französische Reederei Compagnie de Navigation Sud-Atlanique bei der Werft in Saint Nazaire, Frankreich als Passagier- und Frachtschiff in Auftrag gegeben. Sie wurde nach dem Wissenschaftler auf den Namen Pasteur getauft. Sie sollte das Südatlantik Service von Europa nach Südamerika übernehmen.


Ich kenne die Werft in Saint Nazaire sehr gut. Wir liessen 2000/2001 die Seven Seas Mariner dort bauen und ich war Projektleiter für das neue Schiff. Somit habe ich 8 Monate in der Werft verbracht.

 

Auch dieses Schiff ist eine Legende. Sie ist wohl das einzige Schiff, das nie in Service ging.


Die bereits ausgebuchte Jungfernfahrt wurde abgesagt, da 1939 der zweite Weltkrieg begann.


So verblieb die Pasteur zunächst in Saint Nazaire und in Brest. 1940 wurden auf der Pasteur 200 Tonnen französische Goldreserven nach Kanada gebracht.


Nach der Niederlage Frankreichs übernahm Großbritannien das Schiff. Es wurde als Truppentransporter und Lazarettschiff benutzt auf den Routen von Kanada nach Südafrika, Australien und Südamerika. Die Pasteur transportierte 300.000 Soldaten.


Die Pasteur im Kriegseinheitsgrau.


Bei Kriegsende wurde das Schiff an Frankreich zurückgegeben. Dort wurde es wieder als Truppentransporter nach Vietnam und von 1954 bis 1957 als Truppentransporter im Algerienkrieg eingesetzt.


 

1957 kaufte der Norddeutsche Lloyd das Schiff für 30 Mio. DM. Dies löste heftige Proteste bei der französischen Bevölkerung aus. Der Lloyd ließ das Schiff um weitere 65 Mio. Mark umbauen.


Das Schiff wurde auf den Namen TS Bremen getauft. TS steht für Turbo Schiff. Das Schiff wurde auf dem Nordatlantik Service von Bremerhaven nach New York und zurück eingesetzt.



Die Bremen galt als schönstes Schiff ihrer Zeit.

 

Ab 1960 wurden in den Wintermonaten Kreuzfahrten in die Karibik und nach Mittel- und Südamerika angeboten.


Die Bremen beim Auslaufen in Bremerhaven.


 

Ab 1965 begann das grosse Sterben der Transatlanik Liner, da die Düsenflugzeuge zusehends zur Konkurrenz wurden.


 

Im Herbst 1969 trafen sich die ehemaligen Schulkollegen Fritz und Tone. In der ÖGZ (Österreichische Gastronomie Zeitung) suchte man Personal für die TS Bremen.


Beide hatten eine Lehre als Hotel-und Gastronomie Kaufmann (heute HGA) absolviert.

Fritz machte seine Lehre im elterlichen Betrieb auf der Schnepfegg und Tone im Hotel Post in Lech. Beide hatten bereits den Wehrdienst geleistet und waren frei für die grosse weite Welt.


Kurzerhand haben sich die beiden Bregenerzwälder für einen Job als Steward auf der TS Bremen beworben. Nach 14 Tagen kam die Zusage.


Im Jänner 1970 fuhren sie mit dem Zug nach Bremerhaven. Dort durchliefen sie ein zweitägiges Einschiffungsprozedere. Gewohnt hat man im Seemannsheim in Bremerhaven.


Tone besitzt seinen Schiffs- Personalausweis bis heute.



 

Die Bremen um 1970.


 

Die TS Bremen hatte damals noch ein Zwei Klassen System und die beiden Rookies waren als Kellner für das Restaurant der zweiten Klasse vorgesehen.


Vor dem Auslaufen hatten die beiden sich im Zollfrei Shop an Bord ordentlich mit Zigaretten, Whisky und Rum eingedeckt.


Nach dem Auslaufen in Bremerhaven mit ca. 850 Passagieren ging die Reise zunächst nach Southampton, England und nach Le Havre, Frankreich. Bei der Überfahrt hatten übrigens alle Passagiere erste Klasse.


Dann ging es hinaus auf den stürmischen Atlantik. Die Beiden sind zunächst einmal drei Tage flach gelegen. Die Seekrankheit kam schnell und heftig.


Der Zielhafen New York City konnte zunächst wegen rauer See nicht angelaufen werden und man musste nach Halifax, Nova Scotia, Kanada ausweichen.


Zwei Tage später war die Skyline von New York City in Sicht bei Minus 8 Grad Celsius.



Von New York City aus machte die TS Bremen damals Wochen Kreuzfahrten in die Karibik und einige längere Reisen bis zum Panama Kanal und nach Venezuela.



Bei voller Belegung waren 1200 Passagiere an Bord.


Der Lohn soll nicht berauschend gewesen sein. Allerdings bekamen die Kellner zusätzlich pro Passagier und Tag einen US Dollar an vorgeschriebenem Trinkgeld.

 

Fritz Moosmann hatte einen Fotoapparat dabei und es sind einige wenige Fotos entstanden. Auch Postkarten hat man damals in den Anlegehäfen gekauft.


Bei den meisten Bildern kann ich nur raten, wo sie gemacht wurden.


Die TS Bremen in Bridgetown, Barbados.


Fritz am Strand.


 

Man war nun fast jede Woche einmal in New York City und hat dort übernachtet.


Tone auf dem Deck beim Einlaufen in New York City.


Fritz beim Stadtbummel in New York City.


Ob Tone wohl Heimweh hat?


Schon bald wurde die Dixieland Kneipe 'Your Father's Mustache' im Greenwich Village, New York Stammkneipe.



 

Vermutlich in St. Thomas, US Jungferninseln.


Irgendwo am Strand.


 

Gewohnt hat man in Vierer Kabinen an Bord der TS Bremen.


 


Ankunft in Kingston, Jamaica.


Tone in Ocho Rios, Jamaica.


Dunn River Falls, Ocho Rios, Jamaica.


 

Die TS Bremen.


 

Die TS Bremen war auch in Caracas, Venezuela.


Vermutlich in Caracas.



Auch St. Vincent, Grenadinen wurden auf dieser Reise besucht.




 

Immer das selbe Spiel. Entweder hatte man gute Beziehungen in die Küche oder aber man hat als Kellner einfach einen Hauptgang zuviel für die Passagiere abgerufen und schon hatte man ein saftiges Steak nach dem Feierabend in der Kabine.


Die ganz Mutigen haben sogar den Kaviar abgezweigt.


 

Martinique, französische Antillen.


Tone beim 'Schwarzbaden' in einem Hotel in Martinique. Man hat sich einfach als Gast ausgegeben.


 

Auch Cristobal, Panama hat die TS Bremen besucht.


Fritz beim Ausflug nach Panama City.


 

Die legendäre QE2 liegt vor Anker.


 

Die Burg bei der Hafeneinfahrt in San Juan, Puerto Rico.


Zimmerstunde.


 

Die TS Bremen.


Tone ist müde.


Vermutlich in Bridgetown, Barbados.


Mr. Lässig.


Fritz im Haubenlokal.


 

Im Mai 1970 nach einer ruhigen Atlantik Überfahrt rüsteten Fritz und Tone in Bremerhaven ab.


Wie die grossen Herren mietete man sich einen Leihwagen und fuhr 1300 km von Bremerhaven mit Stopps in Mannheim und Stuttgart in die Heimat.


Ob das die ersten Bregenzerwälder waren, die auf einem Kreufahrtschiff arbeiteten, kann ich nicht sagen. Vielleicht erfahre ich ja mehr nach der Veröffentlichung dieses Beitrages.


Tone's Bruder Rupert war bereits Mitte der 60er Jahren auf einem Frachtschiff mit ein paar Passagierkabinen in der Ostsee unterwegs.

 

Wie ging es weiter mit der TS Bremen.


1970 fusionierten die ehemaligen Erzfeinde Lloyd und Hapag und es entstand die deutsche Großreederei Hapag-Lloyd.


 

1971 wurde die Bremen nach 175 Atlaniküberquerungen und 117 Kreuzfahrten für 40 Mio. DM an die griechische Reederei Chandris verkauft. Dort fuhr sie nun Mittelmeerkreuzfahrten als Regina Magna.



Ab 1974 war die Regina Magna in Piräus aufgelegt. 1977 wurde sie ein Hotelschiff in Dschidda, Saudi Arabien, wo sie philippinische Arbeitskräfte beherbergte.


1980 war das Schiff auf ihrer letzten Reise nach Taiwan unterwegs wo sie abgewrackt werden sollte. Am 6. 6. 1980 versank das Schiff im indischen Ozean.



Vielleicht ein Versicherungsfall?

 

Das Schönste kommt wie immer zum Schluss.


Wie jedes Schiff kann auch die Bremen Geschichten erzählen. Die bekannteste ist sicher die, der späteren Zauberkünstler Weltstars Siegfried & Roy.



Im Jahr 1960 arbeiteten Siegfried als Kellner und Roy als Page auf der Bremen. Ihre grosse Leidenschaft waren Zaubertricks. Mittlerweile durften sie diese auf den Atlantiküberfahrten in einem Showprogramm den Passagieren darbieten.


Roy's Onkel war Mitbegründer des Bremer Zoos und schenkte Roy einen Geparden namens Chico. Diesen schmuggelte er an Bord der Bremen. Der neueste Trick bestand darin, Stofftiere verschwinden zu lassen und den lebende Geparden hervorzuzaubern.


Der Kapitän war empört und die Neo Künstler wurde gefeuert. Im Publikum sass Mr. Nagle, der einige Kreuzfahrtschiffe in der Karibik betrieb und die beiden sofort einstellte.


Von 1990 bis 2003 traten sie im Mirage in Las Vegas auf und ihre Show war damals die meistbesuchte in Las Vegas.



Ich habe die Show mit den weissen Löwen und Tigern in Las Vegas gesehen und sie war absolute Weltklasse.


 

Ich möchte mich ganz herzlich bei Tone und Fritz bedanken für die Überlassung der Bilder und Unterlagen zur Kopie, sowie für die Information und die vielen lustigen Geschichten.


In diesem Sinne. Schiff ahoi und immer einen Handbreit Wasser unter dem Kiel. Und für die Wälder - Hoi, a Schiff!


 

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Klaus Riezler.


 


 
 















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