Nun will man mir wirklich allen Ernstes meine Kindheitserinnerungen madig machen. Auf die Gefahr hin, dass ich am Marterpfahl enden werde, muss ich doch dazu Stellung beziehen. Mein Vater und ich hatten einige der grünen Karl May Bände im Stubenkasten stehen und mein Onkel Adalbert Pfanner in Ebenwald hatte wohl die komplette Sammlung.
Das war unser fiktiver Ausritt mit Iltschi in fremden Welten, da unsere Welt damals noch ziemlich klein und bescheiden war.
Wir, die Nachkriegsgenerationen lernen und erfahren gerade heute was Krieg bedeutet und die politisch- Verantwortlichen machen sich tatsächlich Sorgen über die political correctness von Winnetou. Dann kann es ja nicht wirklich so schlimm sein, müsste man annehmen.
Carmen Kwasky vertritt seit 2006 als Vorsitzende des Vereins der Native American Association in Deutschland die amerikanischen Ureinwohner. Das ihr der letzte Winnetou Film zu Klischee-behaftet erscheint, ist ihr gutes Recht. Aber mir fehlt in dieser Causa das politische 'Ja, aber'. Stattdessen nimmt die ARD alle Karl May Filme aus dem Programm.
Man weiss heute, dass Karl May's sogenannten Reiseerzählungen zum Großteil sehr gut recherchierte Romane waren. Winnetou Band 1 ist 1893 erschienen und Karl May machte seine einzige sechs-wöchige Amerikareise 1908.
1899 und 1900 machte er auch eine lange Reise in den Orient. Alle bekannten Werke sind aber vorher erschienen. Also gehört diese Literatur in die Kategorie der Abenteuermärchen, genauso wie Robinson Crusoe, die Schatzinsel oder Harry Potter.
Ich persönlich darf Karl May gratulieren. Die oben dargestellten Bände waren eigentlich gar nicht kindertauglich. Es gab keine Abbildungen und trotzdem hat uns die Geschichte gefesselt. Wir haben diese Erwachsenenmärchen richtig gelebt.
Wir haben im Haslagraben ein Floss gebaut. In der Bündt hatten wir mit Wagendecken unser Tipi errichtet und wenn die Mama nicht da war, haben wir sogar die selbstgebaute Friedenspfeife mit Däta's Landtabak geraucht.
Wagnermeister Josef Felder auf dem Rain hat seinem Sohn Bartle und mir kleine Gewehre aus Holz mit der Bandsäge ausgeschnitten, die wir dann liebevoll mit 'Hölzlernägeln' zu Silberbüchsen verarbeiteten.
Wie unser Held Winnetou seinen Federschmuck nun tatsächlich getragen hat oder ob der Stamm der Apachen in Nordamerika oder tatsächlich an der mexikanische Grenze gelebt hat, war damals nicht relevant. Wir und unsere Väter hätten nicht einmal den Unterschied feststellen können. Aber warum auch, in der Märchenwelt ist fast alles erlaubt. Das nun darüber eine Diskussion entbrannt ist, finde ich gelinde gesagt, lächerlich.
Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland.
Bekannt wurde er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Nahen Osten, in den Vereinigten Staaten und im Mexiko des 19. Jahrhunderts angesiedelt sind. Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten Geschichten um den Indianer Winnetou. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.
In den Texten lässt sich eine Entwicklung seiner Erzählerfigur feststellen: vom namenlosen Ich, das nur Zuschauer und Berichterstatter ist (Der Gitano, 1875), über ein Zunehmen heroischer Fähigkeiten bis hin zu den völlig ausgestalteten Ich-Erzähler-Helden Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi. Einige seiner Erzählerhelden bleiben ohne Kriegsnamen und werden nur von Freunden und Gefährten (englischer Muttersprache) „Charley“ genannt. Nachdem Ausrüstung und Können (z. B. der Jagdhieb) für alle Ich-Erzähler-Helden schon lange dieselben geworden waren, ging May in Satan und Ischariot (Zeitschriftversion 1893–1896) dazu über, die Ich-Erzähler im Wilden Westen, im Vorderen Orient und in Deutschland mit den jeweils in diesen Regionen gebräuchlichen (Kriegs-)Namen auftreten zu lassen. So identifizierte er die drei Figuren Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Charley mit einem gewissen Dr. Karl May in Dresden.
Karl May als Old Shatterhand 1892.
Von hier war es nur ein kleiner Schritt zur Entstehung der sogenannten Old-Shatterhand-Legende. Selten hat ein Autor die von der Literaturtheorie postulierte Grenze zwischen Ich-Erzähler und realem Autoren-Ich ausdrücklicher zu verwischen versucht. Karl May wurde in diesem Zusammenhang Hochstapelei und Pseudologie (zwanghaftes Lügen) vorgeworfen. Der Biograf Helmut Schmiedt spricht in diesem Zusammenhang von einer der „aberwitzigsten Episoden in der Geschichte der deutschen Literatur: Es stellt sich die Frage, warum ihr Urheber sie erfunden und mit solch existenziellem Elan ausgelebt hat.“ Später räumte May ein, sowohl die Old-Shatterhand-Legende als auch alle seine Werke seien lediglich symbolisch aufzufassen.
Auch unser Ländle wurde auf Karl May aufmerksam.
Vorarlberger Volksblatt 20.2.1880
Vorarlberger Volksblatt 7.2.1892
Ab 1890 hat Karl May sich immer wieder mit gestrandeten Amerika Auswanderern getroffen, die enttäuscht wieder nach Deutschland zurück kehrten. Da Karl May vermutlich nur wenig Literatur zur Recherche zur Verfügung stand, hat er die Menschen befragt, die in Amerika die Indianer getroffen haben.
1893 erschien dann Band 1 der Winnetou Geschichte, zuerst noch mit dem Zusatz 'der rote Gentleman'.
Kremser Volksblatt 30.4.1893
Interessanterweise erlebte Karl May im Dritten Reich ein wahres Revival. Hitler soll ein grosser Fan von Karl May gewesen sein.
Völkischer Beobachter 20.6.1939
Der Durchbruch in der Neuzeit kam mit den Kinofilmen.
1962 begann der deutsche Filmproduzent Horst Wendlandt von der Rialto Film, unter der Regie von Harald Reinl, die Produktion des populärsten Romans der grünen Karl-May-Bände filmisch umzusetzen: Der Schatz im Silbersee. Die Filmmusik des deutschen Komponisten Martin Böttcher für diesen Film wurde prägend für die weiteren Karl-May-Verfilmungen. Er komponierte zu insgesamt 10 Karl-May-Filmen die Musik.
Pierre Brice und Lex Barker.
Nach dem überwältigenden Erfolg des Kino-Streifens war die Serie unvermeidlich, die in einer regelrechten Karl-May-Filmwelle des deutschen Kinos gipfelte, an der sich dann auch der Produzent Artur Brauner mit seiner Berliner CCC-Film beteiligte. Überwiegend wurden die Filme der 1960er-Jahre mit der damaligen jugoslawischen Filmfirma Jadran-Film in Zagreb co-produziert, und auch die meisten Drehorte wurden in Kroatien (damals Teil Jugoslawiens) gefunden. Nicht nur die dortigen Gebirgslandschaften mit den weißen Kalkfelsen und den kräftig-grünen Wiesen waren charakteristisch für die Serie, auch die eindrucksvollen Seenlandschaften boten ein ideales Terrain zur filmischen Umsetzung. Unter anderem drehte man in dem mittlerweile berühmten Nationalpark Plitvicer Seen, in dem neben Wölfen auch noch wilde Braunbären beheimatet sind. Vielen Zuschauern ist der älteste Nationalpark Kroatiens und des ehemaligen Jugoslawien auch heute noch in erster Linie durch diese Filme bekannt.
Fast alle Romanvorlagen wurden nur in starker Bearbeitung im Film umgesetzt, teilweise wurden sogar nur die Namen von Figuren für einen Film verwendet, ohne konkrete Romanvorlage. So war im Buch Der Schatz im Silbersee eigentlich Old Firehand die Hauptperson, im Film war es Old Shatterhand. Die Filme Old Shatterhand (1964) und Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966) basieren nicht auf Romanen oder Erzählungen von Karl May, die Handlung ist vollständig vom Drehbuchautor erfunden. Auch der für das Fernsehen produzierte Zweiteiler Winnetous Rückkehr mit Pierre Brice in der Hauptrolle basiert abgesehen von der Person des Häuptlings nicht auf Werken von Karl May.
Ralf Wolter als Sam Hawkins.
Karl May proudly presents: Winnetou leibhaftig. Überirdisch gut. Ein herrlicher Mann mit reiner Seele, hinreißender Redner von tadelloser Gestalt mit schmaler, elastischer Taille und breiten, kräftigen Schultern, sanft gebogener Nase und ungeheuerlicher Macht in den dunklen, ehrlichen Augen … der Schnitt seines ernsten, männlich schönen Angesichtes fast römisch zu nennen, die Farbe seiner Haut ein mattes Hellbraun, mit einem leisen Bronzehauch übergossen, am Hals eine dreifache Kette von Krallen der Grizzlybären, welche er mit Lebensgefahr selbst erlegt hatte.
Vorarlberger Nachrichten 29.2.1964
Als der Film bei uns in die Kinos kam, ging ich in die erste Klasse. Auch meine Eltern waren keine Kinogänger. Aber der Film ging nicht spurlos an uns vorüber. Die Regenbogengazetten waren auf einmal voll mit Winnetou. Wir haben diese Zeitschriften damals von Gästen erhascht, die bei uns Urlaub machten. Nun haben wir unsere Helden das erste Mal mit Bild gesehen.
Nun reden wir vom 'I' Wort, denn Indianer darf man nicht mehr aussprechen. Hallo, Winnetou hat in uns Buben die Abenteuerlust geweckt. Musste ich meine Kammer anfangs der 60er Jahre zu ersten Mal räumen und im Heu schlafen, war das keine Buße. Schuld waren nicht die blöden 'Fremde' die bei uns einzogen. Es war ein Abenteuer. Kleines Detail am Rande. Die Zimmervermietung erlaubte meinen Eltern, bereits 1962 einen Fernseher anzuschaffen. Die Kinder von Egg, Unterbach bis Andelsbuch, Moos haben bei uns in den Oster- und Weihnachsferien die sogenannten Monumentalfilme angeschaut, die am Nachmittag ausgestrahlt wurden.
Robinson Crusoe und sein Freund Freitag.
Meine Kindheit auf der Hochalpe war keine Buße. Es war ein einziges Abenteuer, nach dem Drehbuch von Karl May. Hatte man eine Beule am Kopf oder ein zerfallendes Knie, hat man die bloßstellenden Tränen unterdrückt. Bekanntlich kennt ein Indianer keinen Schmerz.
Unsere Helden auf den BRAVO Titelseiten in den 60er und 70er Jahren.
Langsam wird es mir wirklich zu bunt mit den ganzen Schattierungen und Coleurs. Das 'Z' Wort darf man nicht mehr sagen. Dabei war nach unserer Auffassung das Zigeuerleben lustig und man brauchte dem Kaiser keinen Zins zu bezahlen. Man musste die Zigeunerin fragen, wenn man in die Zukunft blicken wollte. Wenn ich heute auf der Speisekarte ein Schnitzel von einem fahrenden Volk ohne festen Wohnsitz bestellen muss, dann Mahlzeit.
Das Gleiche gilt für das 'N' Wort. Für mich war Neger immer ein Wort um die Menschen mit schwarzer Hautfarbe auszudrücken. Was soll daran schlecht sein. Ich habe in meiner Laufbahn so ziemlich alle Schattierungen kennengelernt. Bei allen gab es eben solche und solche.
Karl May an den Pranger zu stellen, finde ich für völlig falsch. Winnetou hat sich mit seinen verfeindeten Stämmen verbrüdert und hatte einen weissen Blutsbruder. Er hat die Friedenspfeife geraucht, vermutlich ohne Landtabak. Die Bösen waren die nimmersatten weissen Banditen? Wer die amerikanische Geschichte kennt, weiss wie recht er hatte. Und wenn das geschichtlich nicht stimmen sollte. Es ist immer noch ein Märchen, nicht vergessen.
Dass dann später durch die Glorifizierung von Buffalo Bill und John Wayne die Amerikaner versuchten, ihren zweifelhaften Umgang mit den Urvölkern zurechtzurücken, dafür konnte Karl May bei Gott nichts.
Als dieser Titel 1973 in die österreichische Hitparade kam, habe ich mich zum ersten Mal vom Massaker der US Army an den Indianern erfahren.
Das Schönste kommt wie immer zum Schluss.
Nun liebe Leser (ich verzichte auf das Leserinnen, da mir die Gender Debatte schon seit Jahren auf den Geist geht), müssen wir uns schon fragen, wohin wir uns bewegen. Ein dritter Weltkrieg war noch nie so real wie jetzt und wir alle hätten genug andere Aufgaben.
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Klaus Riezler.
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