Wise hatte seinem Freund Bruno und anderen Zweiflern bereits jetzt bewiesen, was in ihm steckt. Er war zu einem umsichtigen, verantwortungsbewussten Älpler mit einer ausserordentlichen Gabe des 'Viehkennens' herangewachsen. Wild und impulsiv war er immer noch und die Mischung aus Metzger, Zimmermann, Älpler und 'Dorfar' wurde dann und wann zu einem brisanten Cocktail. Aber das sollte sich auch noch legen. Schauen wir, wie die Geschichte mit Wise weitergeht.
1992 war ein besonderer Alpsommer für Wise. Zu ersten Mal konnte er alle Tiere gesund den Viehbesitzern zurückbringen und hatte den 'Moio'.
Pfister waren in diesem Sommer Dietmar Troy und Markus Sutterlüty.
Das Schmücken der Tiere im Amagmach.
Ein Erinnerungsfoto im 'Engelronk' in Alberschwende mit Dietmar Troy, Wise Metzler und Markus Sutterlüty.
Das Ausscheiden des Viehbestandes beim heutigen 'Hofer' in Alberschwende.
Die Sache mit dem 'Moio'.
Über dieses Thema habe ich mich mit Wise unterhalten. Zu meiner Älplerzeit in den 60er Jahren hat man sich als Hirte schon noch geschämt, wenn man keinen 'Moio' hatte. Dabei war das im zerklüfteten Alpgebiet von Ifersguten und der Hochalpe kaum möglich. Die Hochalpen bieten einfach zu viele Absturzgefahren. Wichtig war, dass der Hirte beim täglichen 'Ersehen' bemerkte, wenn ein Stück Vieh fehlte und es danach suchte, bis er es fand. Mehr konnte er nicht tun. Aber es gab immer Bauern, die sich darüber an den Stammtischen allerhand Gedanken machten.
Das Jahr 1993 war kein Sommer wie immer. Wise hatte nämlich ein Auge auf die attraktive Bedienung Marianne geworfen, die im Gasthaus Egender in Schönenbach arbeitete. Nun flutschten die Pfeile des Amors im hohen Bogen über dem Höllbach in Schönenbach hin und her. Wer wem 'zur Schtubat' ging, habe ich nicht gefragt, aber sie hatten ja beide nicht weit.
Marianne Albrecht (Ruadles) stammt aus Au, Lugen und hatte eine abgeschlossene Textilschulausbildung.
Pfister in diesem Sommer waren Markus Sutterlüty und Reinhard Bader.
Wiese beim Ausscheiden im Amagmach.
Bereits 1994 ging Marianne mit Wise auf die Alpe Halden. Dies ist bemerkenswert, da die junge Marianne nicht von einem Bauernhof stammte und bereit war, auf jeglichen modernen Komfort zu verzichten.
Pfister waren wieder Markus Sutterlüty und Reinhard Bader.
Besuch auf der Hochalpe.
Beim Heimziehen im Ellmoos.
Damals hatten fast alle Rinder noch Hörner.
Einmarsch in Alberschwende mit Markus Sutterlüty, Wise Metzler und Reinhard Bader.
1995 war Reinhard Bader Pfister.
Die Treiber vor dem Aufzug auf die Hochalpe.
Man braucht 30 Treiber und macht Gruppen von ca. 15 Stück Vieh.
Nachschub von Ifersgunten.
Georg Schneider's Pferd Lisa leistete 20 Jahre treue Dienste auf der Hochalpe, danach Maia.
Wise beim Feierabendbier.
Abendstimmung auf der Hochalpe.
Alles nur eine Sache der Planung.
Im März 1996 haben Marianne und Wise geheiratet, dann ging man wie immer auf die Alpe, im Herbst haben Marianne und Wise mit dem Hausbau in Großdorf, Widin begonnen und im Dezember ist Sohn Dominik zur Welt gekommen.
Wise kam bereits 1991 zu Vaterehren, als Sohn Michael geboren wurde und bei seiner Mama heranwuchs.
1996 hat man keine Pfister mitgenommen.
Dieses Jahr ist man am Nachmittag von der Hochalpe gezogen.
Man ist nach 30 Jahren wieder einmal über Sibratsgfäll nach Alberschwende heimgezogen. Dies wurde getan um das Ziehrecht nicht zu verlieren. Ausserdem wurden die Büttener Brücke neu gebaut, und die Alpe Halden musste anteilmäßig mitzahlen. So unter dem Motto - 'grad mit Fließ'.
Marianne und Wise bei Schneefall und strömendem Regen mit den Gummistiefel von Halden - Hof bis Alberschwende. Das Älplerdasein ist nicht immer nur romantisch.
1997 waren Christian Zengerle und Harald Schneider Pfister. Viehbesatz 471.
Die jungen Familie mit Sohn Dominik im Amagmach.
An der Hub in Egg.
1998 waren Harald Schneider und Michael Muxel Pfister. Der Viehbesatz war 452.
Im Nullo - Untere Felle.
Unter der Fluh - Untere Felle.
Dominik ist müde.
Abschied in der Schinderhütte.
1998 kam Sohn Marcel zur Welt.
1999 waren Harald Schneider und Manuel Nardin Pfister.
Die Treiber bei Aufzug auf die Hochalpe.
Dominik am Heiligkreuztag in Alberschwende.
2000 waren Michael Schneider und Manuel Nardin Pfister.
Alpaufzug auf die Hochalpe.
Alpabtrieb auf der Taubenbrücke in Egg.
3 Wochen nach dem Heiligkreuztag verunglückte der ehemalige Pfister Harald Schneider tödlich.
Von 2001 bis 2006 hatte die Familie Metzler zusätzlich noch die Schwarzwasser Alpe gepachtet. Mit 50 Stück Vieh ist man bereits um den 15. Juni aufgezogen und um den Heiligkreuztag ist man wieder abgezogen.
Die Schwarzwasseralpe grenzt an die Hochalpe und zieht sich bis zur Grenze der Alpe Melköde (roter Pfeil) im Klein Walsertal.
Rechnet man die 100 Alptage auf der Schwarzwasseralpe und zieht die 30 Tage, die man auf der Hochalpe verbringt, ab, ist Marianne pro Alpsaison 70 Mal von der Unteren Felle über den Gerachweg auf die Hochalpe, hinunter nach Schwarzwasser bis an die Melköde Grenze, hat nach dem Vieh geschaut und hat am selben Tag den Weg wieder zurück in die Untere Felle gemacht. Das ist schon fast unvorstellbar.
2001 waren Manuel Nardin und Karin Schneider Pfister.
In diesem Jahr wurde die Blockhütte umgebaut.
Auf der Hochalpe.
Der Hubschrauber muss ein Fohlen mit einem gebrochenen Bein von der Hochalpe holen.
Wegen einer defekten Kontrolllampe kann der Hubschrauber zwei Stunden nicht mehr fliegen.
Der Abend vor dem Abtrieb in Halden - Hof.
Die Alpmeister Gebhard Gmeiner und Rudl Zängerle durften sich freuen, denn die Familie Metzler hatte dieses Jahr den 'Moio'.
2002 waren Andi Bechter und Thomas Troy Pfister.
Folgen eines Schlagwetters im Brentawiner in der Unteren Felle.
Abendstimmung auf der Hochalpe.
2003 waren Andi Bechter und Thomas Troy Pfister.
Sohn Marcel mit Lisa.
2003 war ein ungewöhnlich heisser Sommer.
In diesem Jahre haben Marianne und Wise zuhause in Großdorf ein landwirtschaftliches Gebäude errichtet. Schon vorher hatten sie eigenes Vieh, mussten es aber immer irgendwo verstellen. Nun wurde die Nebenerwerbs-Landwirtschaft zu einem weiteren Standbein für die Familie Metzler.
2004 waren Andi Hartmann und Carmen Hammerer Pfister.
Zwei Rinder konnten aus dem ersten Graben Richtung Ifersgunter heraus getrieben werden.
Auch dieses Jahr brachte die Familie Metzler wieder alle Tiere gesund ins Tal.
Die Tiere werden im Amagmach geschmückt.
2004 kam Sohn Pascal zur Welt.
2005 waren Andi Hartmann und Phillip King Pfister. Viehbesatz nur 365 Stück.
Wieder ist ein Rind in einen Graben geraten.
Auch dieses Tier konnte gerettet werden.
Hochalpabzug am 22.8.
Als alles Vieh herunten war, fing es an zu regnen.
Znünne Essen in der Hof Hütte.
In der folgenden Nacht kam es zum Jahrhunderthochwassser und Schönenbach war nur noch über Sibratsgfäll erreichbar.
2006 waren Christoph Moosbrugger und Sohn Dominik Pfister.
Im Äuele kam ein Kalb zur Welt und Marcel ist bei Transport dabei.
Marianne findet im Schöngunten eine kapitale Trophäe.
2006 kam Sohn Luka zur Welt.
2007 waren die Söhne Dominik und Marcel Pfister.
Wieder einmal muss ein Tier geborgen werden.
2008 waren die Söhne Dominik und Marcel Pfister.
Am 13.6. wurde ein Lawinenkegel aufgemacht.
Wise mit seinen 3 Söhnen.
Im Gerach sah es so aus.
Das ein Mensch so etwas tun kann?
Die Hochalpe bekommt neue Kreuzstöcke.
Alpobmann Anton Batlogg hilft auch mit.
Wise arbeitet nun in den Wintermonaten bei Liftgesellschaften. Zuerst in Balderschwang, dann in Mellau, dann in Damüls bis heute.
2009 waren wieder die Söhne Dominik und Marcel Pfister.
Ein Kalb war unterhalb der Hof Hütte in ein Erdloch gefallen und wurde nach 2 Tagen gefunden.
Das ist noch einmal gut ausgegangen.
Dominik und Marcel.
2010 war Sohn Marcel Pfister, Dominik war Pfister auf der Alpe Stoggertenn.
Mainenaufzug am 17.6. Die erste Woche war sehr schlechtes Wetter, dann ein Monat lang keine Niederschläge. In den Hofstätten wurden 400 Meter Wasserleitung verlegt. Auf der Hochalpe gab es nur 4 schöne Tage.
Im Grappa ist ein Rind in einen Graben geraten. Die Bergung nach oben ist unmöglich. Florian Stöckler und Bernhard Lässer kommen am nächsten Morgen um zu helfen.
Wise fällt Latschen und macht dem Rind ein weiches Bett. Dann schubst man das Rind nach unten und zwar in mehreren Etappen.
Am unteren Ende kann das Rind mühelos weglaufen.
Am nächsten Morgen hatte es einen extremen Raureif. Auf Ifersgunten hat es 20 cm geschneit. Man zieht auf den Halden - Hof.
Die Durchfahrt ist allerdings nicht möglich, da oberhalb der Schinderhütte ein Rutsch abgegangen ist.
Am 31. 8 schneit es noch einmal herunter.
Das Vieh möchte wohl in die warme Stube.
Am 6.9. wurde die 20 - jährige Hirtschaft von Wise gebührend gefeiert.
Es gibt nur ganz wenige Galtalpen im Bregenzerwald mit so einer langen kontinuierlichen Hirtschaft. Die Alpe Ifer mit der Familie Fetz aus Bizau kommt mir in den Sinn. Maria Moosbrugger, Tochter von Alt Hirschenwirt Josef Fetz aus Bizau ist heuer 2022 bereits den 55. Sommer auf der Alpe Ifer. Auch Rudi Dietrich mit seiner Familie aus Mellau, hatte die Hirtschaft der Alpe Galtsuttis (Mellauer Alp) 26 Sommer inne. Aber Wise ist ja noch jung und knusprig.
Der Frühschoppen mit den Ifar Buobo.
Heimgezogen wird am Heiligkreuztag über Sibratsgfäll.
Der Tross auf der Hochbrücke.
Müselbach.
Übrigens, das ist das Rind , das letztes Jahr als Kalb im Halden - Hof ins Loch gefallen ist.
Nachdem alles Vieh abgeliefert wurde, hat man den Alpabtrieb beim Open Air Konzert der Kastelruther Spatzen in Sibratsgfäll ausklingen lassen.
2011 war wieder Marcel Pfister und Dominik im Stoggertenn.
Grosse Steinleseaktion im Gerachgraben am 30.4.
Bruno Natter.
Am 23.7. ist man auf die Hochalpe gezogen.
Am nächsten Tag hat es bereits heruntergeschneit.
Am 26.7. gab es Hagel.
Der letzte Sommer mit Hund Lucky.
Dieses Video zeigt die Tücken des Gerach Weges. Während beim Aufzug die notwendigen Utensilien mit dem Saumpferd auf die Hochalpe geschafft werden, wird bei Abtrieb der 'Plunder' mit Pferd und Schlitten in die Untere Felle gebracht. Auf dem Video machen diese Arbeit Georg Schneider (Schüsslar) aus Egg mit seinem Pferd und Bruno Natter aus Egg, Großdorf.
2012 war wieder Dominik mit dabei und Marcel war auf der Alpe Körb.
Ein perfekter Alpsommer ohne einen Abgang. Man darf sich auf den 'Moio' freuen. Die 'Moien' werden bei Helmut Türtscher auf dem Hof in Egg hergerichtet.
Die Alpe Halden im neuen Outfit.
2013 war Marcel wieder Älpler und Dominik machte sein Praktikum in USA.
Die Hirtenkuh Isolde von Klaus Mennel.
2014 war Marcel Unterhirte.
Der Maienaufzug war am 21.6. Das ganze Frühjahr war nass und regnerisch. Der Kilianaufzug war am 6. 7. Von da an war traumhaft schönes Wetter, unverändert bis zum Heiligkreuztag.
Abendstimmung gegen Diedamskopf.
2015 waren die Söhne Pascal und Luka Pfister, Marcel machte sein Praktikum im Nenzinger Himmel.
Wer einmal auf der Alpe war weiss, dass es bei Kälbern nichts gibt, was es nicht gibt.
Das Kalb wurde problemlos befreit.
2016 waren Pascal und Luka Pfister.
Mit den modernen Lehrkörpern wurde es auf einmal zum Problem, die Pfister frühzeitig vom Schulunterricht zu befreien. Das hat sich der Großdorfer 'Geheimbürgermeister' nicht gefallen lassen. Mit Recht, finde ich jedenfalls.
Am 24.6. gab es Starkregen auf Halden - Hof.
Am 11.8. gab es Schnee.
Die Hochalphütte bekam ein neues Schindeldach.
Unterhalb vom Rastköpfle befindet sich eine alte Steinmauer, die als Grenze zwischen der Hochalpe und Ifersgunten dient und sicher ein Ergebnis einer Steinleseaktion von früher war.
2017 waren Pascal und Luka Unterhirten.
Am Schöngunten machte man eine neue Wasserversorgung mit 3 Brunnen.
2018 war Luka Unterhirte und Leonora Pfister.
Und immer wieder die Kälber.
Nur gut, dass gerade Johann Manser und seine Tochter auf der Hochalpe vorbeikamen und halfen.
Die ältesten zwei Buben werden langsam erwachsen. Bei mir in der Vernissage.
Das Leben ist nicht immer planbar.
Eigentlich wollte Sohn Marcel nach der Lehrzeit und 2 Gesellenjahren langsam seine Eltern auf der Alpe Halden ablösen. Aber es sollte anders kommen. Bei einem Unfall im April 2019
kam Marcel unter einen Traktor und ist seither querschnittsgelähmt. Ein schwerer Schlag für Marcel und die ganze Familie Metzler.
2019 war Luka Unterhirte.
Der Maienaufzug fand erst am 21.6. statt. Schlechter Wuchs und die Hochalpe war noch total im Schnee. Den ganzen Mai hindurch hat es geschneit.
Die Hochalpe bekam einen neuen Brunnen.
2020 war Luka Unterhirte und Anna-Sophie Pfister.
Abendstimmung auf der Hochalpe.
Marcel wird auf die Hochalpe geflogen.
Die Heimzieher.
2021
Nachdem die Buben von Marianne und Wise alle im Berufsleben und in der Schulausbildung standen, hat Wise für die Hochalpe Bernd Erath mit Frau aus Bizau und Pfister Raphael Türtscher angestellt.
Ein sehr interessantes Video von Peter Moser, Lingenau vom Auftrieb auf die Hochalpe.
Ich habe euch, liebe Leser sämtliche drastischen Bilder erspart. Aber dieses Rind, das kurz vor dem Umzug nahe der Blockhütte gefunden wurde, hat überlebt.
Noch einmal Glück gehabt.
'Moien' machen vor der Hütte Halden - Hof.
Meine Lieblingsverions von den Bradlberg Musig.
Zum Schluss einmal das 'Heimziehen' im Detail. Man hatte ja wieder einmal den 'Moio'.
Nachdem das Hinterwälder Vieh, bereits von Schönenbach aus die Alpe Halden verlassen hat, bleiben für den Alpabtrieb um den Heiligkreiztag noch ca. 150 Tiere übrig.
Am Nachmittag befindet sich das Vieh im Äuele, nahe der Subersache im 'Schpielhag'.
Dort legt man dem Vieh ab 17:00 Uhr die Schellen (Bummora oder Brumla) an.
Auch Marcel ist mit dabei.
Der 'Schpielhag'.
Wise weiss, welche Schelle welchem Bauern und zu welchem Rind gehören.
Am folgenden Morgen sind die Treiber parat. Um 7:30 Uhr geht es los mit dem Abtrieb.
Zuerst geht es über den beschwerlichen Hengstig auf das Egger Gemeindegebiet (Auen). Die Alpe Halden hat kein Treibrecht über die Alpe Ifer und muss deshalb diesen Weg wählen.
Dann nimmt man den Weg über Fischers Leugehr, die Hintere- und Vordere Stellen bis ins Amagmach.
Im Amagmach werden die Treiber verköstigt.
Dort werden die Tiere geschmückt.
Nicht alle haben ihre Freude damit.
Wise und Sohn Luka.
Weiter geht es in der Gala Uniform.
Wise und Marianne.
Ittensberg.
Großdorf.
Georg Schneider im Eulental, Egg.
'Engelronk' Alberschwende.
Zieleinlauf in Alberschwende.
Nun muss Wise das Vieh 'usschoodo', also den Besitzern zurückgeben. Oft erkennen die Bauern das eigene Vieh nach der Sömmerung nicht mehr.
Die Schellen müssen eingesammelt werden.
Ein weiterer Alpsommer ist zu Ende. Wise Metzler und Bernd Erath.
Nun sind wir im Juni 2022 und ich mache gerade diesen Beitrag fertig.
Die Familie Metzler ist mittlerweile den 33. Sommer auf der Alpe Halden. Noch nie ist man früher aufgezogen, wie heuer. Das Lager Halden - Hof wurde am 7. Juni bestossen. Auch heuer werden wieder Bernd Erath und seine Frau auf die Hochalpe gehen.
Ich habe Marianne und Wise gefragt, was sich in den letzten 30 Jahren verändert hat auf der Alpe.
Zuerst einmal das Klima. Während ich die Geschichte schreibe, befinden sich Marianne und Wise immer noch auf dem Hof im Schönenbachertal, und werden wie gewohnt am 25.6. ins nächste Lager ziehen.
Am Tag des Aufzuges am 7. Juni hat mein Bruder Gerhard diese Bilder geliefert.
Schönenbach, Gras genug.
Schinderhütte - Gras genug.
Untere Felle - Gras genug.
Hochalpe - Gras genug.
Oft wäre man froh gewesen, wenn es an Jakobi soviel Gras gegeben hätte.
Durch die Klimaerwärmung ist auf den Alpen die Vegetation früher geworden. Viele Alpen werden deshalb auch früher bestossen. Aber auch das Gras hat ein Ablaufdatum und es wird auf den Alpen früher rot im Spätsommer. Deshalb zieht man oft früher ins Tal. Die Alpe Halden konnte das bisher vermeiden, die Alpsommer werden dadurch halt länger.
Heute verweilt das Jungvieh meist nur noch einen Sommer auf der Alpe. Früher sind die Kälber danach noch zwei Jahre als Rinder gealpt worden. Das Vieh kannte sich aus auf der Alpe und war ruhiger.
Die grösste Veränderung gab es wohl mit der Einführung der Laufställe. Dadurch ging oft der Bezug zwischen Mensch und Tier verloren. Wise bemerkt das seit Jahren bei seiner anvertrauten Herde. Das Vieh ist den Menschen nicht mehr so gewohnt und reagiert oft 'schpeanig', wie er sagt.
Hans Liebschick hat mir erzählt, das bei uns bereits 1967 die künstliche Besamung eingeführt wurde und oft das Vieh ganzer Talschaften je nach Rasse denselben Vater habe. Umso schwieriger muss es sein, das Vieh noch unterscheiden zu können.
Ich habe Wise auch gefragt, ob das Vieh früher besser zu Fuss war wie heute. Wise hat bisher keinen Unterschied bemerkt. Hans Liebschick meinte, früher waren sie besser zu Fuss, dafür gab es damals kaum Klauenpflege bei den Rindern, im Gegensatz zu heute.
Für die Pediküre verantwortlich ist mein Nachbar in Großdorf, Robert Seethaler.
Ich glaube, dieser Bericht hat anschaulich gezeigt, was das Älplerdasein speziell auf einer Hochalpe bedeutet.
Es ist wunderschön, still und fernab von der heutigen schnelllebigen Zeit.
Aber nur wer schon einmal auf einer Hochalpe war, weiss auch welche Gefahren allgegenwärtig sind.
Wer als Pfister bei dichtem Nebel die rettende Hütte oft stundenlang nicht mehr gefunden hat, wer richtige Schlagwetter erlebt hat, wo der Blitz im Minutentakt im eisenhaltigen Felsen am Hählekopf eingeschlagen hat, wer handgrosse Schneeflocken vom Himmel purzeln gesehen hat, wer Vieh im Schnee unter den Latschen suchen musste, wo keine einzige Schelle geklungen hat, wer die verletzten Tiere hilflos in Gräben und Löchern gesehen hat liegen, wer schon einmal im Halbdunkel des Abends gejasst hat, wer auf der Brüge auf dem Heu und unter dem Golter geschlafen hat, wer vom sich wiederholenden Rhytmus von Schtopfar, Milkmuos und Tratarküachle langsam im wahrsten Sinn des Wortes die Schnauze voll hatte, wer als Pfister beim Heimziehen von der langen Zigarre in die Hose gemacht hat und wer zuhause die Behandlung des Häklars mit Mama's Wurzenbürste erduldet hat, weiss was die Hochalpe bedeutet.
Ein ganz besonderer Älper und Mensch - Alois Metzler.
Eine ganz starke Frau an seiner Seite - Marianne Metzler.
Marianne ist seit einigen Jahren Alpmeisterin der Alpe Halden.
Übrigens: Die Alpabrechnung in der Gemeinde Egg findet immer noch nach alter Sitte am Samstag vor Katharinentag (25. November) im Brenner statt. Dort bekommen die Weidebesitzer, die ihre Weideateile an Bauern verpachtet haben, Grasgeld für ihre Weiderechte.
Was lernen wir aus dieser Geschichte.
Auch ein Natter kann sich irren.
Oft sind die stillen Helden des Alltags die ganz Grossen.
Die Älplerei wird sich verändern müssen, wenn nicht gegen gesteuert wird.
Ich habe Marianne und Wise gefragt, wie lange sie das noch machen wollen.
'Itz amol scho no' war die schnelle Antwort. Mittlerweile steht in Widin Marcel's Rohbau und das Leben geht weiter. Ich finde das schön und der 'Panzar' würde sagen: HEINAMOLIE.
Das Schönste kommt wie immer zum Schluss.
Als wir 1964 auf Ifersgunten waren, musste ich (8Jahre) und meine Schwester Christa (5 Jahre) Ziegenkäse nach Hirschegg, Wäldele ins Haus Küren bringen. Die Mama hat mir das Rucksäckle gepackt und los ging die Tour hinunter in die Schneeflucht, über die Melköde hinaus zur Auenhütte und dann links ab ins Wäldele in Hirschegg. Dort haben wir den Ziegenkäse beim 'roten Horst' im Haus Küren abgegeben. Dafür haben wir eine D-Mark Trinkgeld bekommen. Im Hausgang war ein Zigarettenautomat und ich habe eine Schachtel Stuyvesant Zigaretten herausgelassen. Bis wir wieder auf der Melköde ankamen, hatte ich bereits drei Zigaretten geraucht.
Es war ein Gewitter im Anmarsch und so sind wir zu Albrecht Matt in die Melköde Hütte. Ich habe ihn gefragt, ob wir mit der Materialseilbahn zur Schwarzwasserhütte fahren dürfen. Albrecht ist mit uns zur Seilbahnhütte hinüber und hat Orlando angerufen. Wir sind in die Kiste eingestiegen und Orlando hat uns hochgelassen. Als wir über das Moos, kurz vor dem steilen Anstieg fuhren, hat Christa plötzlich Angst bekommen und ist aus der Seilbahnkiste gesprungen. Es war dort vielleicht 2,5 Meter hoch. Mittlerweile war das Gewitter im vollen Gange. Oben angekommen, rannte ich wieder hinunter und habe Christa wohlauf unter einer Wettertanne gefunden. Wir sind dann wohl mit zwei Stunden Verspätung auf Ifersgunten angekommen. Zuerst musste ich noch die Zigaretten verstecken. Unsere Mama hat sich grosse Sorgen gemacht. Natürlich hat meine Schwester gleich berichten müssen, dass ich geraucht habe. Da waren die Sorgen auf einmal vorbei und man hat mir die Leviten gelesen.
Aber ich habe mich schon auf den nächsten Besuch von unseren Alpmeistern 'Odamo Friedolin' aus Großdorf und 'Gores Sepp' aus Egg gefreut. Wenn der obligatorische 'Sack Himbeer Zuckrbollo' langsam aus dem Schnursack hervorlugte, war meine kleine Welt wieder in Ordnung.
Ich möchte diesen Beitrag allen Personen widmen, die heute noch die Hochalpen bewirtschaften und damit einen sehr wichtigen Beitrag zum Kulturgut des Bregenzerwaldes leisten.
Das Bild vom 'Franzosobrünnle' stammt aus dem Bregenzerwald Heft 2021. Erwin Feldkircher aus Bezau hat einen Artikel über den Bau der Schönenbacher Strasse geschrieben.
Einige der alte Ansichten stammen aus dem Landesrepositorium der Landesbibliothek Bregenz.
Ich möchte mich recht herzlich bedanken:
bei Marianne und Alois Metzler und ihren Buben aus Großdorf, dass ich eure Geschichten veröffentlichen durfte und danke für die vielen Bilder und Artikel zur Kopie, sowie für die wertvollen Informationen.
bei Gottfried Winkel Bezau für die Überlassung der Sterbebilder.
bei Hans Liebschick Großdorf, Irmgard Jäger Bezau, Hans Peter Greber Großdorf, Andrea Metzler und Hubert Egender Schönenbach, Mag. Katrin Netter Bregenzerwald Archiv, Anka und Gottfried Greber Bezau, Mag. Elisabeth Wicke Mellau, Hubert Moosbrugger Bizau, Hilda und Engelbert Dünser Bizau, Cornelia von Wrangel derzeit Schönenbach, Ing. Willi Meusburger Bezau, Maria und Hubert Wirth Bezau, Georg Felder Egg, Irma Metzler und Huberta Sohler Bizau, Jodok Sutterlüty Alberschwende, Norbert Sohler Großdorf, Hedwig Gmeiner Alberschwende für die Bilder zur Kopie und/oder die vielen wertvollen Informationen.
bei meinem Bruder Gerhard für das Erstellen der Info Grafiken.
Nicht zum ersten Mal bin ich Elmar Fetz Großdorf zu Dank verpflichtet. Er hat mich letzten Herbst einmal zu später Stunde in meiner Bar gefragt: 'Warom machoscht eigentle nüd amol
a Gschicht über Wisen'?
DANKE
Liebe Grüsse aus der Blog Werkstatt.
Egg im Juni 2022.
Alle Blogbeiträge können und sollten geteilt werden, damit viele Leute den Beitrag verfolgen können.
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Alle meine Blog Beiträge sind unentgeltlich. Aber ich würde mich sehr über einen Besuch in meiner kleinen Bar in Egg, Großdorf freuen.
Klaus Riezler.